CH-Kino l La vraie vie est ailleurs
Ein neuer Schweizer Erstlingsfilm, ein junger Schweizer Regisseur, ein vielversprechender Film, eine schauspielerisch herausragende Sandra Amodio. 7 von 10 art-tv Filmperlen
Synopsis: Erzählt werden in “La vrai vie est ailleurs” drei parallel verlaufende Episoden, die sich zur Hauptsache in einem Zug oder auf Bahnhöfen abspielen. In der ersten bezahlt eine Wissenschaftlerin einem Typen, der bestohlen wurde das Ticket nach Marseille – und verbringt mit ihm anschliessend eine Nacht im Hotel. Bei der zweiten verpasst ein junger Mann den Nachtzug, der ihn zu seinem Neugeborenen nach Berlin bringen sollte. Im Wartesaal lernt er eine geheimnisumwitterte Fremde aus Osteuropa kennen. In der dritten schliesslich, will eine Italo-Schweizerin in die Heimat um ihre Eltern zu besuchen. Dabei lernt sie den kurligen, alles zu genau nehmenden Zugführer näher kennen.
Kritik: Für einen Erstlingsfilm und eine Welschschweizer Low-Budget-Produktion ist “La vrai vie est ailleurs” eine beachtliche Leistung. Trotzdem: Episodenfilme haben es in sich. Ist eine schwächer, leiden die anderen darunter. Dies ist leider auch in Frédéric Choffats erstem langen Spielfilm der Fall. Die Geschichten mit der Wissenschaftlerin und der Italienerin sind realistisch und stimmig. Sie vermitteln den Reiz einer Zugfahrt bestens. Anders die Episode mit der allzu mysteriösen Fremden im Wartesaal. Dieser Teil ist förmlich an den Haaren herbeigezogen und wirkt zu manieriert. Schade, denn alles in allem ist “La vrai vie est ailleurs” ein stimmiger Film in dem Choffat gekonnt die Atmosphäre der öden Bahnhöfe wie auch fahrender Züge filmisch einfängt. Dabei kommt ihm der Einsatz der Handkamera im Stile der Dogmabewegung entgegen. Fazit: Eine Tragikomödie, die zwischen emotionaler Intensität und Unglaubwürdigkeit pendelt, was den Gesamteindruck des Films etwas beeinträchtigt.
Benny Furth