Eintauchen in Franz Kafka komplexes Werk
- Publiziert am 23. Januar 2024
Der Strauhof widmet Franz Kafka zum 100. Todestag eine umfangreiche und multimediale Ausstellung.
Er ist als einer der grössten deutschsprachigen Autoren in die Geschichte eingegangen, sein Todestag jährt sich am 3. Juni 1924 zum 100. Mal. «Kafka – Türen, Tod & Texte» öffnet Zugänge zu Kafkas Schreiben und Leben, Werk und Wirkung. Archivaufnahmen ergänzen die Ausstellung: Kafkas langjähriger Freund Max Brod teilt persönlichen Erinnerungen; Klaus Wagenbach spricht über Kafkas Wiederentdeckung 1950 und Judith Butler über referiert über den Streit um Kafkas Nachlass.
Der schreibende Versicherungsbeamte
Mit nur 40 Jahren erliegt Franz Kafka einer Kehlkopftuberkulose. Solange es seine Gesundheit erlaubt, arbeitet er tagsüber als Versicherungsbeamter, die Nächte widmet er seinem eigenen Schreiben. Fortwährend ringt Kafka mit der Mehrfachbelastung von Familie, Erwerbstätigkeit und seiner Berufung. Denn er vertritt die Ansicht, er könne sich nur in der Sprache entfalten: Er «bestehe aus Literatur», schreibt er 1913 in einem Brief an seine damalige Verlobte Felice Bauer. Viele seiner Texte bleiben unvollendet, nur wenige werden zu Lebzeiten publiziert – und grosse Beachtung findet zunächst keiner. Doch heute gehören seine Erzählungen und Romane – von Die Verwandlung bis zum posthum veröffentlichten Der Prozess – zu den meistrezipierten Werken der Weltliteratur.
Grosser Lärm (Bildhinweis): Kafka lebt mit seinen Eltern und seinen Schwestern sowie einem Dienstmädchen in einer gutbürgerlichen Prager Wohnung. Knapp ein Jahr später, im Herbst 1912, erscheint seine Beschwerde über die Schwierigkeiten zuhause zu schreiben in den Prager «Herder Blättern» unter dem Titel «Grosser Lärm». Kurz darauf bezeichnet er die Publikation in einem Brief an Felice Bauer als eine «wenig schmerzliche öffentliche Züchtigung meiner Familie».
Türen, Tod & Texte
Am Anfang erhält der Autor selbst das Wort: Auszüge aus Briefen und Tagebüchern gewähren Einblicke in sein existentielles Verhältnis zum Schreiben und ausgewählte Passagen seiner literarischen Texte werden in einer raumfüllenden Audio-Installation inszeniert. Angelpunkt ist das Schwellenmoment der «Tür», das innere Konflikte mit der undurchschaubaren Logik des Machtapparats verbindet. Im zweiten Teil wird über Kafka gesprochen: Über seine Biografie und sein Nachleben als weltweit rezipierter Schriftsteller, dessen Werk zu immer neuen Deutungen herausfordert.
(Textgrundlage: Strauhof, Zürich)