Berlinale 2017 | «Die andere Seite der Hoffnung» | Meisterhaftes Kino
- Publiziert am 18. Februar 2017
«Die andere Seite der Hoffnung» von Aki Kaurismäki ist der herausragendste Film im Wettbewerb um den Goldenen Bären und wird als Favorit gehandelt. Kaurismäki selber schockierte die Festivalbesucher mit seiner Aussage, dies sei definitv sein letzter Film.
«Ich bin müde. Ich mag nicht mehr. Ich will endlich mein eigenes Leben leben». Mit diesen Worten hat der finnische Kultregisseur Aki Kaurismäki seine Absicht unterstrichen, dem Kino als Regisseur endgültig den Rücken kehren zu wollen. Hoffentlich meint er es nicht ernst, denn sein Film «Die andere Seite der Hoffnung» ist der wohl vollendetste Film im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Zum Film
Der Film besteht aus zwei Geschichten, die sich nach vierzig Minuten miteinander verbinden: In der ersten geht es um Khaled, einen syrischen Flüchtling. Als blinder Passagier eines Kohlefrachters landet er eher zufällig in Helsinki und beantragt ohne grosse Hoffnung auf die Zukunft Asyl. Wikström, die zweite Hauptfigur, ist Handelsvertreter für Krawatten und Männerhemden. Er kehrt seinem bisherigen Berufsleben den Rücken, setzt sein Pokerface am Glücksspieltisch ein und kauft ein Restaurant im letzten Winkel von Helsinki. Als die Behörden Khaled das Asyl verweigern, beschliesst er, wie viele seiner Schicksalsgenossen illegal im Land zu bleiben. Er taucht in der finnischen Hauptstadt unter und lebt auf der Strasse. Dort begegnet er den verschiedensten Formen von Rassismus, aber auch coolen Rock ’n’ Rollers und aufrichtiger Freundlichkeit. Eines Tages findet Wikström den Flüchtling nachts schlafend im dunklen Hinterhof seines Restaurants, besorgt ihm ein Bett und einen Job. Für eine Weile bilden die beiden gemeinsam mit der Kellnerin, dem Koch und dessen Hund eine utopische Einheit, eine der für Aki Kaurismäki typischen Schicksalsgemeinschaften, die vorführt, dass die Welt besser sein könnte und sollte.