CH-Kino | Salonica
“Salonica” ist ein hervorragender Schweizer Dokumentarfilm: sensibel, unspektakulär und gerade deshalb spannnend und überraschend.
Synopsis: “Salonica” erzählt von Thessaloniki, der bekannten Stadt im Norden Griechenlands, gelegen am Schnittpunkt von Orient und Europa, Balkan und Mittelmeer. Was Thessaloniki historisch einzigartig macht, ist die Tatsache, dass sie 450 Jahre lang eine mehrheitlich “jiddisch” und spanisch sprechende Stadt war. Bevölkert durch jene Juden, welche 1492 aus dem katholischen Spanien vertrieben wurden und im osmanischen Reich Zuflucht fanden. Bis diese 1943 ihre fast vollständige Vernichtung durch die deutschen Besatzer erfuhren. Vor diesem Hintergrund taucht der Regisseur ein, in das heutige Leben der Stadt.
Kritik: Der Schweizer Filmemacher Poloni (“Viaggio a Misterbianco”) erzählt auf sehr sensible Weise und mit grossem Respekt Lebensgeschichten, Novellen gleich, die sich zu einer grösseren, allgemeinen Geschichte zusammenfügen. “Salonica” ist das Portrait einer einzigartigen Hafenstadt am Mittelmeer, aber ebenfalls das eines unbekannten Griechenlands, fern aller Ferienklischees. Die “Protagonisten”, jüdische Überlebende, russische Immigranten, Zigeuner aus aller Welt und griechisch-mazedonische Nationalisten, erzählen von der Last ihrer Vergangenheit, von persönlichen und kulturellen Verlusten. Vor allem aber von der individuellen Suche nach einer Identität. Unspektakulär, und gerade deshalb spannend und überraschend.
Benny Furth