Museum Rietberg | Rama und Sita
Eine poetische Ausstellungsarchitektur erlaubt es den Besuchern, in die Welt des Ramayana einzutauchen und sich zu den wichtigsten Schauplätzen des Epos zu begeben. Als ob man selbst Teil der Geschichte würde, folgt man der in sieben Büchern angelegten Erzählung und erlebt, wie Ramas geliebte Frau Sita von einem Dämonen entführt wird. Mit Hilfe einer Armee von Waldtieren, insbesondere unterstützt vom Affen Hanuman, gelingt es Rama, sie zurückzuerobern und an seinen Geburtsort zurückzukehren, wo er lange Zeit als gerechter König herrscht.
Das Ramayana in der Malerei Indiens
Werner Abegg Saal
29. Juni bis 28. September 2008
Die indischen Maler haben sich von der erzählerischen Kraft und dem schillernden Detailreichtum des Ramayana begeistern lassen. Daraus sind umfangreiche Bildserien entstanden, welche Episode um Episode visualisieren. Die kleinformatigen und höchst kostbaren Werke legen Zeugnis ab von den unterschiedlichen Traditionen und Stilentwicklungen der indischen Malerei. Bemerkenswert ist auch die genaue Textkenntnis der Künstler, die sich an der präzisen Umsetzung des Epos in die Malerei ablesen lässt.
Die indischen Meister, die in Familienwerkstätten organisiert oder in Ateliers an den Residenzen der Mogul-Kaiser und Maharajas arbeiteten, schufen eine höchst verfeinerte Pigmentmalerei. Die Papierblätter waren selten in Manuskripten gebunden, sondern wurden lose in Bündeln aufbewahrt, die man zum Betrachten hervornahm und öffnete. Ramayana-Bildfolgen waren wertvolle Prestigeobjekte, deren ästhetische Qualitäten von Kunstkennern hoch geschätzt wurden. Zudem galten sie als bedeutende religiöse Werke. Dies wohl auch deshalb, weil Rama als Inkarnation des Gottes Vishnu, des Erhalters der Welt, aufgefasst und wie dieser mit blauer Hautfarbe dargestellt wird.
In den Fürstentümern Rajasthans entstanden Bildfolgen zum Ramayana, die in ihrer plakativen Farbgebung und dem allmählich Einzug haltenden Realismus vom regen Austausch unter den Künstlern Indiens zeugen. An diesen Fürstenhöfen zirkulierten einerseits Werke aus den Mogul-Werkstätten, andererseits stellten diese Maharajas auch Künstler an, die in den kaiserlichen Ateliers gelernt hatten.
Zu den prunkvollsten Exponaten der Ausstellung gehören vier Folios aus einem unter dem Moghul-Kaiser Akbar (reg. 1556–1605) ins Persische übersetzten Ramayana. Dieses Werk wurde von den angesehensten Malern der damaligen Zeit für die Mutter des Kaisers hergestellt und zeigt beispielhaft die Verschmelzung persischer und indischer Malerei.
Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bilden Gemälde aus der Pahari-Region, dem westlichen Himalaya-Vorgebirge, das an die Panjab-Ebene grenzt. Hier hat die Werkstatt des Künstler Pandit Seu mit seinen Söhnen Manaku und Nainsukh und deren Nachkommen im 18. Jahrhundert die stimmungsvollsten Kunstwerke der indischen Malerei überhaupt angefertigt. In relativ kurzen zeitlichen Abständen entwarfen diese Meister mehrere Ramayana-Serien. Die detaillierteste und zugleich einfallsreichste visuelle Umsetzung des Epos, das kleine Ramayana aus Guler von 1775/80, bildet mit 16 hochkarätigen Exponaten das Zentrum der Ausstellung.
Mit Unterstützung der Parrotia-Stiftung