The Good Shepard
- Publiziert am 28. April 2007
Ein mehr verwirrender denn klärender Agententhriller vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. 6 von 10 Filmperlen
Synopsis: Als Mitglied des geheimen Studentenzirkels “Skull and Bones” wird Edward Wilson in elitäre gesellschaftliche Kreise eingeführt. Wilsons Intelligenz, seine Unbescholtenheit und sein strenger Glaube an typisch amerikanische Werte machen ihn zu einem idealen Kandidaten für eine Karriere im Geheimdienst OSS, Vorgänger der CIA. Wilson’s Arbeitsmethoden wendet man schon bald beim CIA als standardisierte Verfahren an. Da Wilson nie gelernt hat, Vertrauen zu entwickeln, scheitert seine Ehe mit der Senatorentochter Clover. Nicht einmal für seinen geliebten Sohn ist Wilson bereit, den korrupten Job im Spionagesumpf aufzugeben.
Kritik: THE GOOD SHEPHERD ist die zweite Regiearbeit von Robert de Niro. In epischer Breite rekonstruiert dieses rund dreistündige Drama die Anfänge des US-Geheimdienstes CIA. Der Schwerpunkt dieses Dramas liegt auf der psychologischen Komponente der Geheimdienstarbeit. In ruhigen, atmosphärisch dichten Bildern wird die zunehmende paranoide Stimmung im Kalten Krieg realistisch widergegeben (hervorragende Kameraarbeit von Robert Richardson). Auch die schauspielerische Leistung von Matt Damon in der Rolle des pflichtergebenen, verschlossenen Agenten Wilson ist durchaus überzeugend. Weitere positive Aspekte lassen sich diesem Thriller in Überlange nicht abgewinnen. Da ist die schmollmundige Angelina Jolie als Clover, der man die Rolle einer soliden, duldsamen Lady im konservativen Milieu der Vierziger und Fünfziger Jahren einfach nicht abkaufen will. Die unzähligen Rückblenden und die verschachtelte Erzähldramaturgie stiften mehr Verwirrung denn Klärung. Die Sequenzen, in denen die Beziehung von Wilson’s Sohn zu einer Kubanerin thematisiert wird, wirken aufgesetzt und überkonstruiert. THE GOOD SHEPHERD ist eine eher mittelmässige Lektion in Politgeschichte und hinterlässt nicht mehr als Ratlosigkeit. (IF)