The Last King of Scotland
- Publiziert am 28. April 2007
Politdrama mit einigen Schwächen, über die jedoch die atemberaubende schauspielerische Leistung von Forest Whitaker hinwegzutrösten vermag. Der Oscar sei ihm von Herzen gegönnt! 7 von 10 Filmperlen
Synopsis: Der junge schottische Arzt Nicholas Garrigan ist in Uganda am Ziel seiner Wünsche angelangt: Eine fremde Kultur und die Möglichkeit das Gesundheitssystem mit aufzubauen, wecken seine Abenteuerlust. Unerwartet wird er zu einem Verkehrsunfall gerufen, in den der Staatspräsident Idi Amin verwickelt ist. Schnell steigt er zu dessen Leibarzt auf und gehört bald zum Kreis der engsten Vertrauten. Verwöhnt und vom Luxus berauscht übersieht Garrigan zunächst die Gräueltaten, die um ihn herum geschehen. Als er dann doch endlich Stellung bezieht, ist es beinahe schon zu spät. Und obendrein wendet der Diktator sich gegen seinen einstigen Schützling.
Kritik: THE LAST KING OF SCOTLAND ist der erste fiktionale Film des Dokumentarfilmers MacDonald. Wobei Fiktion nicht ganz zutreffend ist, denn was sich sowohl in opulenten wie auch schonungslosen Einstellungen auf der Leinwand präsentiert, basiert zu einem grossen Teil auf Tatsachen. Im Zentrum steht der diktatorische Herrscher Idi Amin (Forest Whitaker) mit Faible für schottische Kultur und Geschichte. Sein Verhalten ist aber alles andere als königlich. Seine brutale Herrschaft kostete rund einer halben Million Ugander das Leben. McDonald lässt sich viel Zeit für die Entwicklung Amins vom charismatischen tölpelhaften Schenkelklopfer zum gnadenlosen Rächer mit aufgerissenen, hasserfüllten Augen. In beschaulichen Bildern mit zum Teil ethnographischem Touch führt er den jungen Schotten Garrigan (James McAvoy) in den Hofstaat Amins ein. Dabei fällt es einem schwer, Sympathien für den bleichen, schmächtigen Arzt zu entwickeln. Nicht nur aufgrund äusserlicher Attribute, sondern auch aus dramaturgischer Sicht sind seine sexuellen Eskapaden nicht nachvollziehbar. Dass diese in der Schwängerung von Amins dritter Frau enden, ist dann doch gar zu konstruiert. Obwohl als zweite Hauptfigur konzipiert, verblasst McAvoy zunehmend neben dem herausragenden Forest Whitaker. Hier liegt die eigentliche Schwäche des Films; die Rolle des jungen Arztes ist zu breit angelegt und konkurrenziert mit der Titelfigur dieses Politdramas. Spätestens in der Hälfte des Film interessiert Garrigan’s moralisches Dilemma nicht mehr. Lieber hätte man mehr über das widersprüchliche Innenleben von Amin erfahren. (IF)