Kino | Der Baader Meinhof Komplex
Beklemmendes Polit-Drama über Gewalt und Terror der RAF. Nicht immer schlüssig, aber kompromisslos und packend inszeniert. 4 von 5 Filmperlen
Synopsis: Deutschland in den 70ern. Die radikalisierten Kinder der Nazi-Generation, angeführt von Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), der ehemaligen Starkolumnistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek), kämpfen gegen das, was sie als das neue Gesicht des Faschismus begreifen: die US-amerikanische Politik in Vietnam, im Nahen Osten und in der Dritten Welt, die von führenden Köpfen der deutschen Politik, Justiz und Industrie unterstützt wird. Die von Baader, Meinhof und Ensslin gegründete Rote Armee Fraktion hat der Bundesrepublik Deutschland den Krieg erklärt. Es gibt Tote und Verletzte, die Situation eskaliert, und die noch junge Demokratie wird in ihren Grundfesten erschüttert. Der Mann, der die Taten der Terroristen zwar nicht billigt, aber dennoch zu verstehen versucht, ist auch ihr Jäger: der Leiter des Bundeskriminalamts Horst Herold (Bruno Ganz). Obwohl er grosse Fahndungserfolge verbucht, ist er sich bewusst, dass die Polizei allein die Spirale der Gewalt nicht aufhalten kann.
Kritik:
Wie packt man eine Dekade RAF Terror auf die Leinwand, ohne Polit-Dokfilm Dramaturgie oder Fernsehspiel-Charakter zu bemühen? Wie Produzent Eichinger und Regisseur Edel eben. Beide sind bekannt für historische Authentizität und Actionkino. Ein durchaus bewährtes Rezept, um diesen gnadelosen ‚bewaffneten Kampf gegen den Imperialismus’ (so Ulrike Meinhof) nachzuzeichnen, der bis in die Achtziger Jahre zahlreiche unschuldige Opfer forderte. Die pausenlos inszenierte Abfolge von Gewalt und revolutionären Kampfparolen fordert dem unbedarften Zuschauer jedoch einiges ab. Auch dürfte es dem jüngeren Kinopublikum schwer fallen, Zusammenhänge und die Motivation hinter den Anschlägen der RAF zu erkennen. Doch aller Kritik zum Trotz: „Der Baader Meinhof Komplex“ kompromisslos und packend inszeniertes Unterhaltungskino. Man erfährt viel über antiimperialistische Zerstörungswut und wenig über psychische Befindlichkeiten. Aber wer will schon Terroristen auf der Leinwand sehen, die Kerzen auf Geburtstagskuchen auspusten und über Sinn oder Unsinn ihrer Aktionen reflektieren?
Isabella Fischer