Kino | Blindness
Fernando Mereilles düsteres, apokalyptisches Drama, interpretiert von einem grandiosen Schauspielerensemble.
Synopsis: Eine Verkehrsampel in einer unbekannten Stadt schaltet auf Rot. Bei Grün wollen die Autos wieder losfahren, eines bleibt stehen. Der Lenker des Wagens sieht nur noch weissen Nebel, er erblindet. Alle Leute, die er trifft, erfahren das gleiche Schicksal. Bald ist klar: eine Epidemie ist ausgebrochen. Die Regierung greift ein und die erkrankten Menschen werden in einer verlassenen Heilanstalt interniert. Mitten in der Masse der Blinden existiert eine einzige Person, die noch sehen kann: die Frau (Julianne Moore) eines internierten Arztes (Mark Ruffalo, ”Reservation Road”). Die Zustände werden zusehends chaotischer, bald herrscht Hungersnot und viele kämpfen ums nackte Überleben. Nur die sehende Frau wäre im Stande, die Situation wieder ins Lot zu bringen. Aber das barbarische Verhalten der meisten Betroffenen, ein wahrer Albtraum, machen ihre verzweifelten Versuche immer schwieriger …
Kritik: Mit “The Constant Gardener” (2005) und vor allem mit “City Of God” (2002, Oscarnomination) hat der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles schon zwei eindrückliche Werke auf die Leinwände gebracht, und damit weltweit für grosses Kino gesorgt. Sein neustes Werk, die Verfilmung des Romans “Die Stadt der Blinden” von Nobelpreisträger José Saramago, ist eine besondere Herausforderung. Der Roman galt bisher als unverfilmbar. Und in der Tat, “Blindness” ist nur bedingt gelungen. Was sich Meirelles als philosophischen Thriller ausgedacht hat, scheitert parziell an der sich im Laufe des Films zunehmenden Unlogik und wohl auch an den hohen Ambitionen des Regisseurs. Man merkt es förmlich, dass er die Story nicht zum Zombiefilm verkommen lassen wollte. Zum grossen Teil rettet die apokalyptische Geschichte das grandiose Schauspielerensemble, allen voran die unvergleichliche Julianne Moore (“Savage Grace”, “Magnolia”), die eine äusserst bravouröse Leistung abliefert.
Benny Furth