Kino | Waltz With Bashir
Der erste voll animierte Dokumentarfilm in Spielfilmlänge. Fantastisch, ungewöhnlich und packend: ein cinéastisches Ereignis.
Synopsis: Eines Abends erzählt ein alter Freund in einer schummrigen Bar dem israelischen Regisseur Ari Folman («Saint Clara») von einem Albtraum, in welchem er von 26 dämonischen Hunden gejagt wird. Der Traum wiederholt sich fast jede Nacht, und immer mit der gleichen Anzahl Hunde. Sie kommen gemeinsam zum Schluss, dass ein direkter Zusammenhang mit ihrem Einsatz im Libanonkrieg (1982) bestehen muss. Verblüfft stellt Ari fest, dass jegliche Erinnerung an das damals Geschehene verloren gegangen ist und beschliesst, Freunde und Kameraden aufzusuchen, um mit deren Hilfe diese Lücke in seinem Gedächtnis wieder zu füllen…
Kritik: Der Film beginnt mit einem Albtraum sehr beunruhigend. Er nimmt den Kinobesucher sofort in Beschlag. Man ist sich bald nicht mehr bewusst, dass die fantastischen, eindrücklichen Traumsequenzen, die persönlichen Begegnungen und Interviews, die aufwühlenden Flashbacks, die mosaikartig auf uns zu kommen, animiertes Zelluloid sind.
Mit surrealen Bildern, basierend auf realen Interviews und Ereignissen, hat der israelische Regisseur, Autor und Produzent Ari Folman («Made In Israel»), eine Reise in die Vergangenheit visualisiert. In einer erstaunlich «kunstvollen» Comic-Ästhetik, aber deswegen nicht weniger erschütternd. Folmans fruchtbare Auseinandersetzung und Erinnerung an einen grausamen Libanonkrieg (1982), ist klug, verstörend, aufwühlend und ungemein packend. Die innovative Verknüpfung von dokumentarischem Material und animierter Umsetzung ist ein überwältigendes filmisches Ereignis, das man auf keinen Fall verpassen sollte.
Benny Furth