Filmpodium | Sidney Lumet
Retrospektive Sidney Lumet, dem aus Überzeugung unscheinbaren Meisterregisseur: Zweiundzwanzig Highlights aus dem Fundus von über 50 Filmen. (Trailer: «The Verdict»)
Mehr als fünfzig Kinofilme hat der amerikanische Regisseur Sidney Lumet, der aus Überzeugung unscheinbar wirken will, seit seinem Erstling «12 Angry Men» (1957) gedreht. Lumet liebt theatralische Zuspitzungen, was ihm den Ruf einbrachte, keine richtige Handschrift zu haben. Der cineastischen Nomenklatura wurde er, Oscar-Nominationen und Ehren-Oscar hin oder her, deshalb nie zugerechnet. Für viele gilt er (wie etwa auch der kürzlich verstorbene Sidney Pollack) als Handwerker. Hinter dieser herablassenden Wertung rumort die unausrottbare romantische Vorstellung vom Genie, das kein Handwerk erlernt, sondern von Visionen geleitet wird. Die Amerikaner sind da pragmatisch. Zum Glück hat das Handwerk Priorität. Und jetzt, 84-jährig, hat Lumet seine ungebrochene Schaffenskraft mit dem grimmigen Kriminaldrama «Before The Devil Knows You’re Dead» erst vor kurzem wieder eindrücklich belegt.
Lumets Lieblingsschauplatz ist und bleibt New York und der Polizei-Kriminal- und speziell Gerichtthriller seine Lieblingsdomäne. Unter Lumets Regie weiten sich aber die Genrefilme zu komplexen Gruppen- und Gesellschaftsporträts. Das Filmpodium Zürich zeigt 22 Highlights. Darunter befinden sich etliche Raritäten aus Lumets vielfältigem, praktisch durchgehend interessantem Werk.
Benny Furth