Museum für Archäologie TG | Bevor die Römer kamen
Die aktuelle Sonderausstellung im Museum für Archäologie Thurgau widmet sich den späten keltischen Stämmen, die vor Ankunft der Römer im Bodenseeraum siedelten. Interessante Aussstellung mir einzigartigen Funden.
Die letzte Phase der jüngeren Eisenzeit (La Tène: 150 bis 15 v.Chr.) ist in der Nordostschweiz und im angrenzenden Ausland überraschend lückenhaft vertreten. Wesentlich später berichtet Klaudios Ptolemaios (um 150 n.Chr.), dass in diesem Gebiet sogar eine “Helvetier-Einöde” geherrscht habe, was jedoch übertrieben ist. Neben dem seit langem bekannten Doppel-oppidum Altenburg-Rheinau kamen nämlich gerade in den letzten Jahren vermehrt spätlatènezeitliche Siedlungsspuren im Bodenseeraum zum Vorschein. Erwähnenswert sind die Gehöfte – sogenannte Viereckschanzen – von Riedlingen (D) oder Mengen-Ennetach (D) an der oberen Donau oder die ländliche Grosssiedlung von Anselfingen/Welschingen (D). Aber auch die stadtarchäologischen Untersuchungen in Konstanz (D) lieferten Funde und Befunde, die auf eine bedeutende Siedlung im 2. und 1. Jh. v.Chr. schliessen lassen.
Mit dem zusammengetragenen Fundmaterial werden in der Ausstellung die Themen Siedlungen, Wirtschaft, Religion, Tod und Bestattung sowie das Ende der keltischen Eigenständigkeit veranschaulicht.
Prunkstücke der Ausstellung sind die wertvollen Kultgegenstände wie etwa die Bronzekrieger von Balzers (FL), das Eberfigürchen von Altenburg (D), Teile des Hortfundes von Bad Buchau-Kappel (D) und der Silberschatz von Lauterach (A).
Die kürzlich entdeckten Metallfunde aus dem Gebiet des Septimerpasses im heutigen Kanton Graubünden, die zweifellos vom Räterfeldzug um 16/15 v.Chr. unter Tiberius und Drusus stammen, veranschaulichen das Ende der eisenzeitlichen Epoche im Bodenseeraum. Bereits zuvor gab es natürlich enge Kontakte zum aufstrebenden römischen Reich. Wertvolle Importfunde aus dem Mittelmeerraum wie Trinkgefässe, Siegelkapseln und Griffel aus Elfenbein, Weinamphoren sowie blaue Schminke zeugen von diesem frühen Handel.
Die Eroberung durch die Römer war effizient und erfolgreich. Die einheimische Bevölkerung übernahm rasch und kompromisslos zahlreicheTechniken und neue Bräuche. Keltische Einflüsse und Traditionen konnten sich aber durchaus halten. So zeugen die hölzerne Stifterstatue von Eschenz, Graffiti mit Namen oder die reich bemalten Gefässe aus den römischen Siedlungen der Bodenseeregion, dass gewisse gallo-römische Sitten und Bräuche weiterlebten.