Vier Minuten
Monica Bleibtreu als Klavierlehrerin und Hannah Herzsprung als widerborstige Schülerin sind zwei grandiose Schauspielerinnen. Da lohnt sich der Besuch im Kino allemal. 8 von 10 ART-TV Filmperlen / CH-Start: 10.5.07
Synopsis: Seit mehr als 60 Jahren gibt die Pianistin Traude Krüger (Monica Bleibtreu) Klavierunterricht in einem Frauengefängnis. Eine Schülerin wie Jenny (Hanna Herzsprung) hatte sie noch nie. Verschlossen, unberechenbar, zerstörerisch – und früher ein musikalisches Wunderkind. Sie könnte es schaffen, einen bedeutenden Klavierwettbewerb zu gewinnen, an dem sie trotz ihrer Haftstrafe, wegen angeblichen Mordes, teilnehmen darf. Die Vorbereitung auf den Wettbewerb wird zum Kräftemessen zwischen der aufsässigen Jenny und ihrer strengen preussischen, lesbischen Klavierlehrerin…
Kritik: Monica Bleibtreu als Klavierlehrerin und Hannah Herzsprung als widerborstige Schülerin sind zwei grandiose Schauspielerinnen. Da lohnt sich der Besuch im Kino allemal. Auch die Geschichte selber, die Regisseur Chris Kraus spannend und mit Leidenschaft erzählt, fasziniert. Der Film hat allerdings auch gravierende Mängel: Er wirkt überladen, und oft unglaubwürdig. Die Settings sind überästhetisiert: Das Archiv des Gefängnisses sieht aus, als wären wir im Mittelalter, das Gefängnis wie eine Institution aus den 40er Jahren und dass der Klavierwettbewerb in der Deutschen Oper stattfindet, ist auch eher unwahrscheinlich, genauso wie das enorme Polizeiangebot am Schluss des Filmes eher belustigend wirkt. Der Film wäre stärker geworden, hätte man diesbezüglich weniger dick aufgetragen.
Auch in diesem Film ist die Lesbe einmal mehr: rigide, hart und verbittert. VIER MINUTEN ist somit nach NOTES ON A SCANDAL ein weiterer aktueller Film, der sich dieses Klischees bedient. Trotzdem: Im Wettbewerb des Shanghai International Film Festivals gewann “Vier Minuten” im vergangenen Sommer den Hauptpreis als bester Film. (FS)