Kino | Mord ist mein Geschäft, Liebling
Über Küsse, Schüsse und die Kunst eine gute romantische Gangsterkomödie im Endspurt der Umsetzung doch noch am Ziel vorbei schiessen zu lassen.
Synopsis: Der smarte Profikiller Toni Ricardelli (Rick Kavanian) hat einen neuen Auftrag. Er soll den ehemaligen Mafioso und weltberühmten Bestsellerautor Enrico Puzzo (Franco Nero) an der Veröffentlichung seiner mit Spannung erwarteten Memoiren hindern, dass heisst fachmännisch ins Jenseits befördern. Puzzo ist dem organisierten Verbrechen schon lange ein Dorn im Auge – deswegen lebt und arbeitet er im Verborgenen. Niemand weiss, wie er aussieht oder wie er wirklich heisst. Kein Problem für Toni – die Sache ist rasch erledigt. Doch kaum ist das eine Problem aus dem Leben geschafft, steht ihm das nächste gegenüber: seine lang ersehnte Traumfrau – Julia Steffens (Nora Tschirner). Die Verlagsangestellte ist auf der Suche nach Puzzo, der auf seiner Pressekonferenz in Berlin nicht aufgetaucht ist. Toni hat nur eine Alternative…
Kritik: «Mord ist mein Geschäft, Liebling» geht von Bella Italia über Berlin nach Brandenburg und hat eigentlich alles was ein moderner Genremix aus Screwball- und Gangsterkomödie braucht: das Katz-und-Maus-Spiel der Geschlechter, romantische Verwicklungen, folgenschwere Verwechslungen, und lächerliche Actionhelden. Auch das Ziel des Regisseurs war anspruchsvoll: „Sebastian Niemann wollte schon lange einen modernen Film im Stil der klassischen Screwball-Komödien mit Doris Day, Rock Hudson, Cary Grant und Tony Randall drehen“, sagt Produzent Christian Becker (Presseinformation). Was das Vergnügen des Zuschauers an einer Screwball-Komödie aber ausmacht ist Dialogwitz, Situationskomik und die Perfektion des komischen Spiels der Stars – und genau an diesen Inszenierungsmitteln mangelt es hier deutlich. Die schauspielerische Leistung Tschirners („Keinohrhasen“ 2008) ist gerade mal gut genug für eine Soap-Opera. Um an die klassische Screwball-Komödie auch nur annähernd anknüpfen zu können, hätte es gepfefferte, schnelle und vor allem pointierte Dialoge gebraucht. Niemanns Ziel entsprechend hätte es hier doch darum gehen sollen, ein erotisches Spiel von Andeutung und Auslassung in eine Ästhetik des Gesprächs zu verwandeln, das die Schauspieler mit augenzwinkernder Theatralik in Szene setzen. Wenn wir überdeutlich darauf hingewiesen werden, dass Toni von Amors Pfeil getroffen wird, weil Julia sich mit Schokobohnen zustopft, ist jeder filmische Stil der eleganten Andeutung, der auf die Assoziationsleistung des Zuschauers setzen würde, über Bord. Schliesslich können auch die Dean-Martin-Songs nicht mehr überspielen, dass der Film am Ziel vorbei geschossen ist.
Isabel Bures