Der Vorleser
Mit der amerikanischen Verfilmung des Weltbestsellers «Der Vorleser» von Bernhard Schlink bringt der Oscarnominierte Regisseur Stephen Daldry die Geschichte einer unmöglichen, sonderbaren und zugleich intensiven Liebe auf die Leinwand, die das Leben von zwei Menschen für alle Zeit miteinander verbindet…
Synopsis: «Der Vorleser» spielt Ende der fünfziger Jahre, in einer Provinzstadt in Deutschland. Der Schatten des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Gräueltaten liegt über dem Land. Noch kein Jahrzehnt existiert die Bundesrepublik. Der fünfzehnjährige Michael (David Kross) trifft auf seine erste Liebe – die viel ältere und rätselhafte Hanna (Kate Winslet). Fast magisch wird er von der unbekannten Frau angezogen. Es entfesselt sich eine leidenschaftliche Affäre. Einen Sommer lang währt ihr unbeschwertes Glück. Hanna überrascht Michael mit einer unerwartet grossen Begeisterung für Bücher. Täglich nach der Schule liest Michael ihr vor. Doch Hannas Leidenschaft haftet immer auch etwas Verschattetes an, das untergründig Strenge, Starre, Stutzige – und ein Ordnungstrotz, eine Reinlichkeitslust. Eines Tages ist Hanna verschwunden. Erst Jahre später trifft Michael sie wieder – als Angeklagte im Gerichtssaal. Hier erfährt er von ihrem persönlichen Schicksal und von ihrer grausamen Vergangenheit…
Kritik: Buch und Film beschäftigen sich beide mit dem zentralen Dilemma der deutschen Nachkriegsgesellschaft: Wie geht die Nachkriegsgeneration mit den Verbrechen der „Vorfahren“ um? Im Mikrokosmos der Beziehung zwischen Hanna und Michael spiegelt sich diese Frage. Dabei geht es um Schuld, Moral, Liebe sowie den verzweifelten Versuch zu verstehen und den Drang zur Verurteilung. Glücklicherweise schreibt weder das Buch noch der Film Antworten vor. Klug auch: Der Film beschränkt sich auf wörtliche Schilderungen der Gräueltaten im Dritten Reich und verzichtet auf Rückblenden. Es sind die moralischen Massstäbe, nach denen intensiv gefragt wird. Nicht die Qualen der Umgebrachten, sondern die Leiden der Nachgeborenen, der Täterkinder stehen im Mittelpunkt. Dieses spannungsvolle Spiel mit dem Unbegreiflichen vermag «Der Vorleser» sehr gut aufzuzeigen.
Isabel Bures