Kino | Birdwatchers
Spiel mir das Lied vom Urwald: Marco Bechis’ «Birdwatchers» erzählt eine bewegende Geschichte, in der es um das Überleben der Guarani-Kaiowá-Indianer in Brasilien geht.
Synopsis: Im Jahr 1500 erreichten die ersten portugiesischen Schiffe die Küste des heutigen Brasiliens. Die damals noch dicht von Indianern bevölkerten Landschaften wurden besiedelt. Heute gibt es für die Indianer kaum noch Lebensraum. Der Film «Birdwatchers» setzt sich mit dieser Situation auseinander. Die Geschichte spielt im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul und handelt davon, wie eine Gruppe von Guarani-Kaiowá-Indianern nach dem Selbstmord zweier Teenager das Reservat verlässt, um den 500 Jahre alten Kampf der Zurückgewinnung ihres Landes, fortzuführen. Sie siedeln sich neben dem Feld eines Grossgrundbesitzers an, das einst von ihren Vorfahren bewohnt wurde – damals, als der Urwald noch ein Urwald war. Ohne rechtliche Handhabe gegen die Landnahme versucht der Besitzer die Indianer zu vertreiben. Diese sind aber widerstandsfähiger als er denkt. Stars: Die echten Guarani-Kaiowá-Indianer figurieren als Hauptakteure. Die Intensität ihrer Darstellung hat Bechis seiner Meinung nach vor allem dadurch erreicht, dass er den Indigenen Sergio Leones Kultfilm «Spiel mir das Lied vom Tod» zeigte, um ihnen klarzumachen, dass in den Pausen, im Unausgesprochenen, oft mehr steckt als im übertrieben Gespielten. Regie: Marco Bechis wurde 1955 in Santiago der Chile geboren und emigrierte später aus Furcht vor der Militärdiktatur nach Italien. Der Durchbruch als Filmemacher gelang ihm 1991 mit dem Spielfilmdebüt «Alambrado». Sein bisher erfolgreichster Film ist «Junta» (1999).
art-tv Wertung: Marco Bechis erzählt eine Geschichte die beispielhaft für das Schicksal vieler indigener Völker stehen kann. Behutsam taucht der Film in die Welt des Urwalds ein, der sich hier in erster Linie als bedrohter Lebensraum der Indianer offenbart. Dabei stellen sich viele Fragen, von denen sich einige auch auf andere aktuelle Themen – beispielsweise den Klimaschutz – übertragen lassen: Wie viel Erde braucht der Mensch? Wem gehört sie überhaupt? Fazit: Eine bedrückend und zugleich berauschende Reise ins Herz des Regenwalds von Brasilien.
Isabel Bures