Kino | Un petit coin de paradis
In der Nähe der Grand-Dixence Staumauer soll das kleine Walliser Dorf Ossona, das in den 1960er Jahren verlassen wurde, wieder belebt werden.
Synopsis: Der Plan ist ein Agrotourismus-Projekt, welches Naturschutz und Rentabilität verbindet. Der Dokumentarfilm begleitet den Wiederaufbau von 2005 bis 2008 und porträtiert die Beteiligten. Da sind einerseits Jugendliche verschiedener Kulturen vom Jugendprogramm Don Bosco, welche beim Wiederaufbau mithelfen und andererseits die ehemaligen, 75 bis 90 Jahre alten Bewohner des Orts, die damals mit ihren Eltern als Selbstversorger im Tal gelebt haben. Vor der eindrucksvollen Kulisse der Walliser Alpen kommt es zur interessanten Begegnung: Die Jungen versuchen eine Zukunft zu gestalten während die Alten ihren Erinnerungen an die damaligen Zeiten nachhängen. Das Projekt verzeichnet Erfolge, kämpft aber auch mit finanziellen, administrativen und ökologischen Problemen. Unterschiedliche Standpunkte werden miteinbezogen und bereichern das „Paradies“. Stars: Die ehemaligen Bewohner von Ossona und die Jungen, die aufgrund von Problemen im Programm Don Bosco mitmachen, sind die Hauptakteure dieses Films. Regie & Crew: Jacqueline Veuve, die renommierte Schweizer Dokumentarfilmerin, zeigt mit diesem engagierten Film, dass es einige Ecken gibt – und zwar ganz in der Nähe – wo ein zukunftsgerichteter Einsatz stattfindet. Das Interesse der Regisseurin gilt der Erinnerung, dem vom verschwinden bedrohten Wissen und dem persönlichen Ausdruck der Menschen.
art-tv-Wertung: Dieser Dokumentarfilm versucht den Kreis der Generationen zu schliessen. Am malerischen Ort Ossona, wo nur noch verfallene Blockhütten und mit Spinnenweben behangene Öfen vom einstigen Leben zeugen, beginnt der Wiederaufbau. Auch wenn die Durchführung des Agrotourismus-Projektes Probleme mit sich bringt, konzentriert sich der Film mehr auf die Geschichte und natürliche Schönheit des Ortes. Wie der Titel schon sagt, finden jung und alt „Un Petit Coin au Paradis“ (ein Stück Paradies). Dass die Zukunft jedoch nicht nur paradiesisch ist, spiegelt sich in den Vergangenheitsberichten der Alten und den Zukunftsgedanken der Jungen wider. Das Projekt setzt sich mit der schwierigen Aufgabe unserer Zeit auseinander: die natürliche Umwelt zu schützen und gleichzeitig eine Ertragsquelle zu pflegen. Diskussionen, inwiefern der Ort Vorzeigeparadies für Touristen oder authentischer Landwirtschaftsbetrieb sein soll, finden eher am Rande statt. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Jungen mit der Arbeit in der Natur und die Geschichten der Alten. Die Frage, wie genau der Ort von nun an belebt wird, bleibt am Schluss weitgehend offen, denn die Jungen zieht es für ihre Ausbildungen zurück in die Städte. Fazit: Ein kulturhistorisch wichtiger Dokumentarfilm mit Blick auf den Wandel der Zeit und auf neue Aufgaben unseres Landes.
Isabel Rohr