Kino | Ricky
Ein Hauch von Mystik und archaische Muttergefühle machen dieses Familiendrama zu einer interessanten Geschichte. Es beschäftigt nicht hauptsächlich die Frage nach Ricky’s Wesen, sondern die Wirkung seiner Andersartigkeit auf Familie und Umfeld.
Synopsis: Die alleinerziehende Mutter Katie (Alexandre Lamy) lernt in der Fabrik, in der sie am Fliessband arbeitet, den Spanier Paco (Sergi Lopez) kennen, und die zwei verlieben sich Hals über Kopf. Trotz Spannungen mit der kleinen Tochter Lisa (Mélusine Mayance) zieht Paco bei den beiden ein, und bald wird Ricky (Arthur Peyret) geboren. Ricky wird zur Belastungsprobe für die Beziehung, weil er aussergewöhnlich viel schreit. Eines Tages verlässt Paco die Familie und kehrt erst zurück, als er über die Medien von der Andersartigkeit seines Kindes erfährt: Ricky hat Flügel und kann fliegen! Er hat die Idee aus Rickys Eigenheit Profit zu schlagen, um der Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Stars: Alexandra Lamy überzeugt als ‚Mutter courage’ und Sergei Lopez als feuriger Spanier, der versucht, sich in seine neue Vaterrolle einzuleben. Die beiden Kinder sind ausgezeichnet gecastet: Mélusine Mayance als die schmächtige Träumerin, und Arthur Peyret sieht wirklich aus wie ein übergrosses Wunderbaby. Regie & Crew: Francois Ozon erschafft t «Ricky» in enger Zusammenarbeit mit Pierre Buffin, bekannt für seine visuellen Effekte in mehreren Filmen, unter anderem für «The Dark Knight» (USA 2008).
art-tv-Wertung: Francois Ozon hat mit seiner Adaption der Kurzgeschichte «Moth» der britischen Autorin Rose Tremain ein faszierendes Soziodrama geschaffen. Das Baby Ricky, zuerst von seiner Mutter ängstlich beschützt, bringt das Wunder in die graue Welt der Unterschichtexistenzen von Katie, Paco und Lisa. Die Verbindung von äusserstem Realismus und den fantastischen, mystischen Elementen belebt diesen Film. Der Regisseur interessiert sich dabei vor allem für die Auswirkungen der fantastischen Tatsachen: wie geht eine Mutter mit ihrem Kind um, wenn ihm plötzlich Flügel wachsen, wie lassen sich Instinkt und soziales Leben vereinen? Bei emotionaler Tiefe und humorvollen Sequenzen durchdringt eine starke Mystik den Film bis zum Schluss. Fazit: Der Film «Ricky» fasziniert durch die gekonnte Verbindung von Realismus, Fantasie und Mystik und liefert ein vielschichtiges Mutterportrait.
Isabel Rohr