Kino | The Dust of Time
Der Staub der Zeit legt sich auf alles und jeden von uns: mit Theo Angelopoulus reist der Zuschauer durch ein Jahrhundert.
Synopsis: A. (William Defoe) ist ein Filmregisseur, der seinen Film nicht weiterdrehen kann. Des Films Geschichte verbindet sich mysteriöserweise mit A.s eigenem Leben. Er ist auf der Suche nach seiner kriselnden Tochter, die irgendwo verstört herumirrt. Die Tochter trägt denselben Namen «Eleni» wie ihre Grossmutter (Irène Jacob), die gleichzeitig eine Figur in A.s Film ist. Eleni hat einen guten Freund Jacob (Bruno Ganz) und eine grosse Liebe Spyros (Michel Piccoli), die ihr in verschiedenen Zeiten immer wieder begegnen. Die Vergangenheit verbindet sich plötzlich mit der Gegenwart, als Enkelin und Grossmutter aueinandertreffen. Stars: William Defoe («Spiderman» 2002, «American Psycho» 2000) spielt sozusagen Theo Angelopoulus’ alter-ego, den Filmregisseur. Bruno Ganz («The Reader» 2009, «Der Baader-Meinhof Komplex» 2008). Michel Piccoli («La Belle du Jour» 1967, «La passannte de Sans-Souci» 1982, ) und Irène Jacob («Au revoir, les enfants» 1987, «Trois Couleurs: Rouge» 1994) gehen ganz auf in Angelopoulus’ poetisch-theatralen Erzählweise. Regie & Crew: Theo Angelopoulus («Der Blick des Odysseus» 1995, «Die Erde weint» 2004) ist ein Regisseur mit einem markanten Stil. Dieser Film trägt seine unverkennbare Handschrift des mythisch philosophischen Blickes auf das Leben. Die Komponistin Eleni Karaindrou begleitet Theo Angelopoulus auch dieses Mal mit eindrücklicher Musik.
art-tv-Wertung: Theo Angelopoulus sinniert über die Zeit, das Leben und den Film. Man spürt dabei die autobiographische Nähe zu der Figur des Filmregisseurs A. Die mythische Reise – überschattet von den politischen Ereignissen des letzten Jahrhunderts – präsentiert sich in kraftvollen Bildern. Die Handlung springt ständig hin- und her zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem, Wirklichkeit, filmischer Realität und Traum. Der Zuschauer kommt sich bald ebenso verloren vor wie der Regisseur A. Genau in dieser Verwirrung liegt jedoch der Reiz der Filme von Angelopoulus und sein gewolltes Spiel mit der Wahrnehmung und dem Wissen des Zuschauers; denn die Mystik des Lebens wird so sichtbar. Fazit: Die Jahrhundertreise wird angetrieben durch die Liebe zwischen Eleni, Spyros und A., ihrem Sohn. Es ist ein Film über das Leben und über das Filmemachen selbst.
Isabel Rohr