CH-Kino | Der grosse Kater
Mit «Der grosse Kater», der Verfilmung von Thomas Hürlimanns Bestseller, glänzt Bruno Ganz wieder einmal in einer Schweizer Produktion: Als Bundespräsident ist er versponnen in einer hinterhältigen Politaffäre.
Sybopsis: Der Schweizer Bundespräsident (Bruno Ganz) mit dem Spitzname Kater steht im Zenit seiner Karriere. Für die bevorstehende Wiederwahl möchte er mit einem perfekt durchkomponierten Staatsbesuch des spanischen Königspaares seine Popularität beim Volk aufwerten. Um Katers Karriere zu gefährden und sich selbst zu verwirklichen, plant sein ehemaliger Freund Pfiff (Ulrich Tukur) mit einer arglistigen Politintrige den Anlass zu manipulieren. Inmitten dieses drohenden Skandals steht Katers angeschlagene Gattin Marie (Marie Bäumer) und deren todkranker Sohn. Stars: Die Leinwandpräsenz von Bruno Ganz («Der Untergang», 2004) als entspannter Bundespräsident bleibt in diesem Film unumstritten. In weiteren starken Rollen spielen die deutschen Schauspielerinnen Marie Bäumer («Die Fälscher», 2007) und Christiane Paul («Die Welle», 2007). Regie & Crew: Für die Verfilmung des Romans von Thomas Hürlimann wurde der gebürtige Münchner Regisseur Wolfgang Panzer («Baba’s Song», 2009) verpflichtet. Hürlimanns 1998 erschienenes Buch ist persönlich und brisant: Sein Vater war zwischen 1974 und 1982 selbst als Bundesrat tätig.
art-tv-Wertung: Politischer Missbrauch und Intrigen rund um das Berner Bundeshaus – dem Film mangelt es bestimmt nicht an spannendem Stoff, eine heimtückische Staatsaffäre umzusetzen. «Der grosse Kater» greift ein emotionales und aktuelles Sujet auf: Politiker, denen es heutzutage immer schwerer fällt, ihr Privatleben vor den instrumentalisierten Medien abzuschirmen. Mit der Anpassung an die gegenwärtige Zeit, bleibt Wolfgang Panzer aktuell. Schmunzeln muss man teilweise trotzdem angesichts der überdramatisierten medialen Schaupolitik. Die Geschehnisse im Endprodukt wirken zu spektakulär für die Schweiz. Das Problem ist die Glaubwürdigkeit bzw. die Nähe zum eidgenössischen Politiksystem. An einen derart inszenierten Eklat am Bundesrat lässt sich kaum denken. Dann doch lieber authentische Röschtipolitik auf der Leinwand. Erwähnenswert bleibt das Schauspielensemble, das sich neben renommierten Schweizern auch aus deutschen Darstellern zusammensetzt. Äusserst gewöhnungsbedürftig bleibt jedoch die Mundart-Synchronisation. Marie Bäumer wurde z.B. aufgrund ihrer Rolle der deutschen Sprache beraubt. Bruno Ganz dominiert als Kater und verschmilzt förmlich mit der Rolle des hohen Staatsmannes, der sich formgewandt von keiner Unannehmlichkeit abschrecken lässt. Ganz nach dem Motto: Katzen haben sieben Leben. Fazit: Alles in allem eine solide Grossproduktion made in Switzerland, die aber eher ins abendliche Fernsehprogramm passt.
Martina Felber