Kino | A Serious Man
Mit der Tragikomödie über den erfolgreichen jüdischen Physikprofessor Larry, dessen Leben außer Kontrolle gerät, haben die Coen-Brüder einmal mehr ein Meisterwerk geschaffen.
Synopsis: Im Mittleren Westen der USA in den 60ern: Der Physikprofessor Larry Gropnik (Michael Stuhlbarg) lebt ein klassisches Mittelklasse-Leben in einer kleinen jüdischen Gemeinde. An der Universität ist er sehr angesehen, privat versucht er ein guter Ehemann und Familienvater zu sein. Doch plötzlich gerät der idyllische Alltag aus den Fugen: Larrys Ehefrau (Sarry Lennick) will sich scheiden lassen, um mit ihrem neuen Liebhaber zusammenziehen. Sein Sohn schwänzt die Schule, die Tochter ist gerade in einer pubertären Hochphase, und zusätzlich muss sich Larry um seinen psychisch labilen Bruder kümmern. Doch damit nicht genug: An der Uni versucht ein Student ihn zu bestechen, während ein anonymer Briefschreiber falsche Anschuldigungen über ihn verbreitet. Larrys letzte Hoffnung besteht in der Hilfe eines Rabbis. Stars: Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg verkörpert einen jüdischen Intellektuellen in einer Perfektion, wie sie zuvor nur Woody Allen gelang. Er harmonisiert mit dem ebenfalls erstklassigen restlichen Cast. Regie & Crew: Nach «No Country For Old Men» (2007) und «Burn After Reading» (2008) schaffen die Coen-Brüder ein weiteres großartiges Werk – diesmal basierend auf ihrer eigenen Biographie, ihrer Kindheit in einer jüdischen Gemeinde im Amerika der 60er.
art-tv-Wertung: Nachdem die letzten drei Filme von Ethan und Joel Coen zu den wunderbarsten des ausgehenden Jahrzehnts gehören, waren die Erwartungen an «A Serious Man» naturgemäß hoch: Sie werden mehr als erfüllt! Denn es ist eine der anregendsten, geistreichsten und unterhaltsamsten Komödien, die je im Kino liefen. Larry, der sympathische jüdische Intellektuelle in der Midlife-Crisis, kann ohne Probleme mit der Tiefe der Filmfiguren aus Allen-Filme mithalten. Wie in allen Coen-Filmen bewegt sich die Szenerie auf einem schmalen Grat zwischen Tragik und Komik, zwischen Intellektualität und Slapstik. Reflektierend über die eigene jüdische Herkunft entfalten die Coens jene Art von Humor, der sich an der ironischen Verarbeitung eigentlich trauriger, betrüblicher Momente orientiert. Es ist die nachdenklich-tragische Komik, die oft unter dem klassischen Label „jüdischer Humor“ läuft. Mit «A Serious Man» perfektionieren die Coens ihr spielerisches Hantieren mit Widersprüchen: Larry erregt Mitleid, gleichzeitig lacht man über sein Pech. Pointen und Dialoge bleiben ebenso subtil wie plump im positivsten Sinne. Trotz aller philosophischen Ansätze, ist «A Serious Man» vor allem eins: unglaublich komisch. Fazit: Nicht nur Liebhaber intelligenter Komödien sollten sich diesen Film unbedingt anschauen – auf die Coens ist eben Verlass.
Maximilian Haase