Kino | Nanga Parbat
Joseph Vilsmaier rekonstruiert die Bergsteigertragödie um die Brüder Reinhard und Günther Messner, die sich 1970 am Nanga Parbat abspielte.
Synopsis: Schon als Kind hat Reinhold Messner (Florian Stetter) nur das Klettern im Kopf. Selbst in der Kirche überlegt er, wie er den Altar am besten erklimmen könnte. Obwohl sein jüngerer Bruder Günther (Andreas Tobias) in seinem Schatten steht, ist dieser bei den immer waghalsigeren Touren stets mit dabei. Als Reinhold an einer Expedition in den Himalaja teilnimmt, um den Achttausender Nanga Parbat zu besteigen, besorgt er Günther ebenfalls einen Platz im Team. Doch am Nanga Parbat beginnt das Drama. Stars: Die Jungschauspieler Florian Stetter (Reinhold Messner) und Andreas Tobias (Günther Messner) geben beide eine sehr solide schauspielerische Leistung. Karl Markovics mimt den Expeditionsleiter Dr. Karl Maria Herrligkoffer etwas überzeichnet und stellenweise nah an der Witzfigur. Regie & Crew: Joseph Vilsmaier wurde 1939 in München geboren und begann seine Filmkarriere 1961 als Kameraassistent, bevor er zum Kameramann wurde. Sein Regiedebut gab er 1988 mit dem Film «Herbstmilch». 2009 wurde er für sein Lebenswerk mit dem «Deutschen Kamerapreis» geehrt.
art-tv-Wertung: Nicht nur weil er aus einer Rückblende aus der Perspektive Messners erzählt wird, merkt man «Nanga Parbat» an, dass der Film in Zusammenarbeit mit Reinhold Messner entstand. Obwohl es viele Spekulationen um das Drama am Nanga Parbat gab, lässt der Film kaum Raum für Interpretationen. Stattdessen bezieht er seine Spannung vor allem aus dem Konflikt zwischen dem altmodischen Expeditionsleiter und dem unbändigen Klettergenie Reinhold Messner. Dr. Karl Maria Herrligkoffer sieht die Expedition als Materialschlacht und den Berg als Feind, den es nach einem genauen Schlachtplan zu bezwingen gilt. Messner hingegen ist ein Naturgenie und lässt sich nur von seinem Instinkt und dem Drang immer höher zu klettern leiten. Trotzdem besteht das Drama am Berg in «Nanga Parbat» hauptsächlich aus den äusseren Faktoren Kälte, Erschöpfung, Wetterumschlägen und Lawinenabgängen, die Joseph Vilsmaier eindrücklich zu inszenieren versteht. Die menschlichen Dimensionen Ehrgeiz, Rivalität und Selbstüberschätzung sowie die Dramatik, in dünner Luft und unter Zeitdruck schwerwiegende Entscheidungen treffen zu müssen, stehen dahinter zurück. Fazit: «Nanga Parbat» ist ein geradliniges Bergsteigerdrama, das in seiner Geschlossenheit etwas altbacken wirkt. Erfrischend sind hingegen die Jungschauspieler in den Hauptrollen und die hervorragende, gitarrenlastige Musik von Gustavo Santaolalla.
Philpp Eberhard