Kino | Greenberg
Ben Stiller gibt in «Greenberg» den trübseligen und vergrämten Neurotiker, der eigentlich nichts tut und sich in eine ebenso mutlose wie unsortierte, 15 Jahre jüngere Frau verliebt.
Synopsis: Roger Greenberg (Ben Stiller) ist ein depressiver, soziopathischer Junggeselle. Gerade 40 geworden, hat der Ex-Musiker aus New York im Grunde nichts erreicht. Ohne Job besteht seine hauptsächliche Beschäftigung darin, Beschwerdebriefe an Service-Unternehmen zu schreiben. Als er für ein paar Wochen auf Haus und Hund seines wesentlich erfolgreicheren Bruders Phillip (Chris Messina) in Los Angeles aufpassen soll, nutzt er die Zeit zunächst um nichts zu tun und einige Freunde wiederzutreffen. Diese sind spießig geworden, haben Kinder und werfen Roger vor, versagt zu haben. Doch dann ist da noch die chaotische 25 Jährige Haushälterin seines Bruders. Sie heißt Florence (Greta Gerwig) und kommt ebenso wie Roger kaum klar im Leben. Natürlich verlieben sie sich – eine neurotische Beziehung beginnt. Stars: Ben Stiller, der bisher fast ausschließlich Rollen in lahmen Komödien wie «Nachts im Museum» oder «Tropic Thunder» besetzte, zeigt dass er tatsächlich gut schauspielern kann. Beeindruckend, wie er die phobische Angst und Unsicherheit Rogers darzustellen weiß. Greta Gerwig ergänzt diesen Part mit der Rolle der hübschen Florence wunderbar. Regie & Crew: Noah Baumbach hat schon das grandiose Drehbuch zu «The Life Aquatic with Steve Zissou» verfasst, dessen subtiler Humor sich auch in «Greenberg» wiederfindet.
art-tv-Wertung: Wenn Scheitern darüber definiert wird, dass man mit sich selbst unzufrieden ist, dann ist Roger definitiv gescheitert. Doch versucht er es ja immer wieder, nur um letztlich erneut an den zwischenmenschlichen Konventionen zu zerbrechen – aus seiner Sicht unüberwindbare, weil unverständliche Mauern. Nein, für eine Komödie ist das Setting in Greenberg zu melancholisch, zu gravierend und angespannt. Es ist tragisch, auch deswegen, weil die psychische Degeneration nie der Lächerlichkeit in dem Maße preisgegeben wird, dass das Lachen befreiend wirken könnte. Lustig ist es nur in den Momenten, die uns den jüngeren Stiller vor Augen führen, bei dem Neurosen noch Teil jugendlicher Albernheit sind. «Greenberg» hat wahrlich große Momente, vor allem in den gemeinsamen Szenen von Roger und Florence, die sich alles und nichts zu sagen haben und selbst darin grandios versagen. Einzig die Verbissenheit, mit der Baumbach versucht, die Ikonen des neuen amerikanischen Indie-Kinos bis in die Nebenhandlungen stilmäßig zu erreichen, ist bisweilen sehr auffällig und angestrengt. Und bei der Eigenständigkeit des Films eigentlich auch gar nicht nötig. Fazit: Auch wenn «Greenberg» etwas krampfhaft versucht «Indie» zu sein: ein beeindruckender Ben Stiller und das melancholische Drehbuch machen die Tragikkomödie äußerst sehenswert.
Maximilian Haase