Kino | Nothing Personal
Anne bricht die Brücken hinter sich ab und sucht die Abgeschiedenheit an der wilden, irischen Küste: ein zarter Film über die Wohltat frei gewählter Einsamkeit.
Synopsis: Nach einer Trennung stellt die junge Anne (Lotte Verbeek) ihre ganze Habe auf die Strasse und trampt der irischen Küste entlang. In einer Bucht trifft sie auf ein allein stehendes Haus und stiehlt ein paar Kohlen. Bald macht sie Bekanntschaft mit dem Einsiedler Martin (Stephen Rea), der ihr anbietet, sie gegen Gartenarbeit zu verpflegen. Ihre Abmachung: Keine persönlichen Fragen! Diese Abmachung wird aber wiederholt von beiden gebrochen, je länger sie zusammenleben und sie lernen sich immer besser kennen. Stars: Der niederländische Shootingstar Lotte Verbeek gibt in diesem zarten Film über zwei freiwillig Einsame ein beeindruckendes Spielfilmdebut. Regie & Crew: Urszula Antoniak («Nederlands vor Beginners» 2006 TV) bringt mit «Nothing Personal» ihren ersten Spielfilm in die Kinos. Sie erhielt 6 Awards in Locarno 2009.
art-tv-Wertung: Einsamkeit ist nicht unbedingt etwas Negatives. Das zeigt dieser Film auf poetische Weise. Anne zieht mutig einen rigorosen Schlussstrich unter ihre Vergangenheit und sucht die Ruhe in der kargen irischen Küstenlandschaft. Aus praktischen Gründen schliesst sie sich dem Einsiedler Martin an. Es zeigt sich dann, dass eine zwischenmenschliche Beziehung automatisch Fragen aufwirft; eine Neugier gegenüber dem anderen Wesen entsteht. Um Vertrauen aufzubauen muss man mehr über den anderen erfahren. Dieses gegenseitige Abtasten wird feinfühlig und ohne Sentimentalität dargestellt. Die beiden Eigenbrötler entdecken das Glück menschlicher Gemeinschaft neu und pflegen es als wertvolle Errungenschaft. Fazit: In der kargen, unwirtlichen Küstenlandschaft Irlands treffen zwei Menschen aufeinander, die aus freien Stücken allein sind: wie sich die beiden trotz Vorbehalten kennenlernen, das ist das Kunststück dieses Films.
Isabel Rohr