Kino | Coco Chanel & Igor Stravinsky
«Coco Chanel & Igor Stravinsky» – eine Amour fou, deren Inszenierung die Frage offen lässt, was uns dieser Film Neues erzählen will.
Synopsis: Coco Chanel lernt in Paris den Komponisten Igor Stravinsky kennen und ist von der Begegnung wie elektrisiert. Sie lädt ihn zusammen mit seiner Familie auf ihren Landsitz ein, wo er an seinem skandalösen Stück «Le Sacre du Printemps» feilt. Coco revolutioniert indes mit ihren Entwürfen die Modewelt und kreiert ihr legendäres Parfum Chanel No° 5. Bald entwickelt sich zwischen den beiden Genies eine leidenschaftliche Affäre. Stars: Der dänische Schauspieler Mads Mikkelsen, bekannt als Bösewicht aus «James Bond», lässt die Schwächen dieses Filmes durch seine starke Präsenz nur umso deutlicher zutage treten. Das Model und hier die Hauptdarstellerin Anna Mouglalis besitzt äusserlich alle Voraussetzungen für ihre Rolle, kann mit ihrer Eindimensionalität, als eine von Leidenschaft überwältigte Frau, jedoch nicht überzeugen. Regie & Crew: Der französische Regisseur und Filmproduzent Jan Kounen fiel durch sein im Rahmen der Dreharbeiten zu «Blueberry und der Fluch der Dämonen» entwickeltes Interesse für Schamanismus und die Kultur der Shipibo-Conibo auf.
art-tv-Wertung: Coco Chanel ist nicht nur modisch nach wie vor, sondern zur Zeit auch auf der Leinwand, aktuell. Während sich «Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft» (2009) von Anne Fontaine auf die Lebensgeschichte der armen Näherin zur weltberühmten Modeschöpferin konzentriert, geht es in «Coco Chanel & Igor Stravinsky» lediglich um die gegenseitige Fleischeslust zwischen der bereits erfolgreichen Designerin und dem am Anfang seiner Karriere noch mittellosen russischen Komponisten. Die feurige Liason wird in expliziten Sexszenen, verteilt über das imposante Anwesen der Modeschöpferin, dargestellt. Dies ist in keiner Weise störend, doch verpasst Kounen darüber, der Geschichte auch auf emotionaler Ebene Konturen zu verleihen. Somit bleibt offen, warum sich die beiden ihrer Leidenschaft über alle Umstände – wie der Zerstörung Strawinskys Familie – hinwegsehend, bedingungslos hingeben und schliesslich, was uns dieser Film sagen soll. Fazit: Eine verhängnisvolle Affäre ohne Tiefgang.
Isabel Bures