Kino | Turistas
«Turistas» erzählt die Geschichte einer zufälligen Begegnung zweier Reisender, die in einem spontanen Abenteuer inmitten der schönsten Natur von Chile mündet …
Synopsis: Carla zögert. Sie ist 37 Jahre alt, verheiratet, vielleicht schwanger und sollte eigentlich glücklich sein, als sie mit ihrem Mann und einem Wassermotorrad in die Sommerferien aufbricht. Vielleicht aber möchte sie gar nicht da sein, wo sie ist. Vielleicht möchte sie lieber mit einem norwegischen Rucksacktouristen an einer Landstrasse stehen, auf dem Weg zum Nationalpark, wo sie zwischen grossen Bäumen wandeln und sich mit dem Parkaufseher über Vögel und alte Popsongs unterhalten könnte. Ja, vielleicht wäre das besser … Regie & Crew: In Santiago de Chile geboren, hat Regisseurin Alicia Scherson nach dem Studium der Biologie 1999 ein Stipendium für die University of Illinois in Chicago erhalten, wo sie ihre Kenntnisse in Sachen Film vertiefte. Sie inszenierte mehrere Kurzfilme, von denen einige ausgezeichnet wurden. Zurück in Santiago, wirkt sie selber als Dozentin und realisierte 2005 ihren ersten Spielfilm «Play», mit dem sie den Tiger Award in Rotterdam gewann.
art-tv-Werung: Wo ist man am besten aufgehoben, wenn man verzweifelt ist und dafür nicht einmal die Gründe kennt? Mit einem Fremden im Einklang der Natur auf einem Zeltplatz inmitten des chilenischen Siete-Tazas-Nationalparks! An diesen Ort verschlägt das Schicksal zumindest die beiden Sinn suchenden «Turistas», die dort dem genauso skurrilen wie wunderbaren Artenreichtum von Mensch und Tier begegnen. In diesem Mikrokosmos, fernab vom normalen Leben, tauschen sich die beiden eigensinnigen Hauptfiguren zunächst noch verhalten, dann immer vertrauter über ihre Befindlichkeiten aus. Dabei kommen sie sich sowohl gegenseitig als auch ihren eigenen Fragen immer mehr auf die Schliche. Dass diese Idylle nie langweilig wird, beruht auch auf der Bild- und Tongestaltung, die geschickt verwoben die Gefühle der Figuren und die Atmosphäre eines besonderen Naturerlebnisses auszudrücken vermag. Auf diese Weise wird auch der Zuschauer eingeladen, immer wieder inne zu halten. Fazit: Klischeefrei, ehrlich und lustig: Ein wunderbarer Sommerfilm, der das chilenische Kino von seiner besten Seite zeigt.
Isabel Bures