Kino | Unser Garten Eden – Geschichten aus dem Schrebergarten
In «Unser Garden Eden» erfährt man, wie der Mikrokosmos Schrebergarten funktioniert und begegnet verschiedensten Kulturen und Gewohnheiten auf engstem Raum.
Synopsis: Unser Garten Eden ist ein Porträt der Schrebergartensiedlung Bottigenmoos in Bern Bümpliz, eine Welt, die an Aussenstehenden nur als kleinbürgerliches Milieu am Rande einer Bahnlinie oder Autobahn vorbeihuscht. Mano Khalil zeichnet mit seinem Film ein präzises Bild des Mikrokosmos der Wochenenderholung und deren Hobbygärtnerinnen und Gärtner. Die wenigsten Pächterinnen und Pächter der kleinteiligen Gartenparzellen fahren Wochenende für Wochenende ausschliesslich wegen ihrer Bohnen, Rosen oder Kartoffeln raus aus ihrem Alltagstrott. Was zählt, ist das Beisammensein. Verschiedene Pächterparteien kommen in «Unser Garten Eden» zu Wort. Alle betonen wie international die Pächterschaft sei, sichtbar anhand der über jeder Pergola gehissten Flagge. Die Parzellen der 12’000 Quadratmeter grossen Gartenkolonie unterliegen einer strengen Bau- und Hausordnung. Dies führt immer wieder zu Konflikten, die unter anderem an der Jahresvollversammlung der Familiengartenkolonie ausbrechen. Regie: Der 1964 in Syrien geborene kurdische Filmemacher Mano Khalil studierte in der ehemaligen Tschechoslowakei Spielfilm. Seit 1995 ist er als Regisseur, Produzent und Kameramann tätig und realisierte schon mehrere Dokumentarfilme wie «The Place Where God Sleeps» (1993) oder «David der Tolhildan».
art-tv-Wertung: Im Stile des Direkt Cinema gelingt Mano Khalil ein detailliertes Bild der Szenerie in Bottigenmoos. Auch wenn die ein oder andere Figur etwas klischiert auf die Leinwand projiziert wird, bleiben doch alle glaubhaft. Man kann davon ausgehen, dass Mano Kahlil, der nicht nur für die Regie und das Drehbuch dieses Dokumentarfilms verantwortlich zeichnet, sondern auch die Kamera führte, zum Verständnis dieser eigenen Welt, sehr viel Zeit in der Gartenkolonie verbrachte. So wird ein Spanferkel-Grill zu einer bürokratischen Grossbaustelle und verlangt religiöse Spezialkonstruktionen. Besonders hervorzuheben ist die Filmmusik von Mario Batkovic, der als Akkordeonspieler geschickt in die Handlung eingewoben wurde. Fazit: «Unser Garten Eden» vermag durch seine Vielstimmigkeit gegenseitige Vorurteile aufzudecken und kulturelle Unterschiede als Teil eines multikulturellen Zusammenlebens zu begreifen.
Miro Schawalder