Kino | Lola
Zwei Omas, zwei Enkel und zwei Standpunkte: «Lola» erzählt von der schicksalhaften Durchkreuzung zweier Lolas (Grossmütter auf Tagalog), die sich auch im betagten Alter rührend für ihre Familie aufopfern.
Synopsis: Der Tod ihres bei einem Handy-Diebstahl umgekommenen Enkels, bringt Lola Sepa reichlich Sorgen. Das Geld für eine würdige Bestattung fehlt ihr und die Finanzierung des Sarges muss sie sich geradezu mühsam erbetteln. Ebenfalls gebrechlich und ärmlichen Verhältnissen ausgesetzt, kämpft währenddessen Lola Puring darum, ihren Enkel, der wegen eines lapidaren Verbrechens im Gefängnis sitzt, zu entlasten. Es handelt sich um den Handy-Dieb und Mörder von Sepas Enkel. Als die beiden Lolas aufeinandertreffen wird klar, dass jede bereit ist, alles Notwendige für ihre Nächsten zu tun. Stars: Anita Linda in der Rolle von Lola Sepa und Rustica Carpio als Lola Puring sind philippinische Profi-Schauspielerinnen im Alter von 84 und 79 Jahren. Die beiden rüstigen Damen verschmelzen förmlich in ihrer Verkörperung der hingebungsvollen Grossmütter und wirken authentisch. Regie & Crew: Der gebürtige Philippine Brillante Mendoza erhielt 2009 am Filmfestival Cannes für seinen kontroversen Film «Kinatay» den begehrten Regiepreis. «Lola» war der erste philippinische Beitrag, der seit 1985 im Wettbewerb von Venedig aufgenommen wurde.
art-tv-Wertung: Brillante Mendoza führt uns mit «Lola» in eine Welt, in der sich mittellose Menschen angesichts sozialem Tiefstand durchschlagen müssen und trotzdem noch die Güte besitzen, sich gegenseitig zu helfen. Symbolhaft macht der Regisseur das Wasser zum dramatischen Angelpunkt, das einerseits Lebensquelle, andererseits existenzielle Gefährdung für die Bewohner von Malabo darstellt. Die schicksalhaften Ereignisse, wie der tragische Tod innerhalb der Familie oder die dürftigen sozialen Lebensbedingungen werden aber nicht überdramatisiert. Grossmutter Sepa bleibt nicht mal Zeit zur Trauer um ihren ermordeten Enkel. Vor dem Hintergrund der Wasserfluten wird die Geschichte in einer Schlichtheit aber bestimmt fortgesetzt. Unbewusst strömt man förmlich mit durch die pulsierenden, humiden Orte. Die stets bewegte und begleitende Kamera filmt eindrucksvolle Bilder und bleibt den Handelnden so nah, dass beinahe in Vergessenheit gerät, dass sich «Lola» um eine fiktionale Geschichte dreht. Schade, dass Mendoza an manchen Stellen die Position des schläfrigen Beobachters einzunehmen scheint, worunter die Narration leidet und deswegen nur schleppend vorankommt. Fazit: Bewegendes Sozial – und Alltagskino, dass sich leider ein wenig in den atmosphärischen Bildern verirrt.
Martina Felber