Kino | Cosa voglio di piu
Was will ich mehr? Das fragen sich einige Menschen in gewissen Momenten ihres Lebens: dieser Film zeigt, was passiert, wenn plötzlich die grosse amour-fou zum unerwarteten Augenblick in unser Leben tritt und unsere Sicherheit in in Gefahr bringt.
Synopsis: Die Sekretärin Anna (Alba Rohrwacher) führt ein behagliches Leben zusammen mit dem handwerklich begabten Alessio (Giuseppe Battiston). Eines Tages trifft sie den feurigen Domenico (Pierfrancesco Favino), und beide sind entflammt und können nicht voneinander lassen. Dummerweise hat Domenico zwei Kinder und eine Frau: Anna und er können sich nur heimlich treffen. Eine ganze Weile können sie ihre Beziehung geheim halten, doch Anna will schliesslich mehr – sie will wirklich mit Domenico leben. Domenico jedoch hat Angst, alles so plötzlich aufzugeben. Stars: Alba Rohrwacher («Io sono l’amore» 2009) hat hier eine eindrückliche Hauptrolle und lässt auf zukünftige Filme dieses Format hoffen. Pierfrancesco Favino ist der perfekte Liebhaber in dieser Geschichte. Regie & Crew: Sylvio Soldini, der vor allem durch den Film «Pane e Tulipani» (2000) bekannt wurde, macht seinem Ruf alle Ehre: wie er in diesem Film die menschliche Verstricktheit zwischen Leidenschaft und Sicherheit portraitiert, ist erschütternd.
art-tv-Wertung: Die guten Filme kommen zur Zeit aus Italien! Dass dieser Film auf einer realen Begebenheit basiert, beweist einmal mehr, dass das wahre Leben einige Schatten mehr hat als eine platte Hollywoodromanze. Soldini portraitiert hier das Leben einfacher Leute in einer Grossstadt; doch vieles ist nicht so wie es scheint: Im Leben lauern Veränderungen und Sehnsüchte. Dennoch hat der Mensch ein Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit, was wohl oft der Grund dafür ist, dass auch leere Fassaden aufrechterhalten werden; denn sie dienen als Schutz! Diese Zerrissenheit wird in Soldinis Film stark spürbar: Domenico kann seine Familie nicht einfach verlassen; er liebt seine Kinder und fühlt sich in der Rolle des verlässlichen Familienvaters gesellschaftlich anerkannt. Anna bringt das alles durcheinander, doch er empfindet sein Opfer als schwieriger als das ihrige: Anna hat keine Familie. Der Film hat neben dieser schweren schicksalshaften Note sehr viel Spannung und ästhetischen Charme. Fazit: Soldinis Film über eine heimliche Liebschaft ist eine weitere Perle des italienischen Kinos und lässt die Abgründe der menschlichen Natur nicht unbeachtet.
Isabel Rohr