Lady Chatterley
Zeitlose, gefühlvolle Verfilmung einer leidenschaftlichen Annäherung. 8 von 10 Filmperlen
Synopsis:
Als junges Mädchen heiratet Constance Reid den Leutnant und Minenbesitzer Clifford Chatterley. Wir schreiben das Jahr 1917. Als gebrochener Mann kehrt Clifford von der Front zurück, für den Rest seines Lebens auf den Rollstuhl angewiesen. Mit Wehmut erinnert sich Constance an die Jahre vor ihrer Ehe, die sie mit gleichaltrigen Künstlern und Studenten verbracht hatte. Jetzt fühlt sie sich einsam und zurückgelassen in einem ländlichen Milieu, das sie langweilt. Ausgerechnet der verschlossene Aufseher des Anwesens weckt in Lady Chatterley eine bisher nie gelebte Sehnsucht…
Kritik:
Auch wenn das Thema ‚Lady, Wildhüter und die englische Aristokratie’ verstaubt klingen man – D.H. Lawrence Skandalroman LADY CHATTERLEY ist eine zeitlose Geschichte über Liebe, die Menschen verändert und neuen Lebenswillen weckt. Die Regisseurin Pascale Ferran hat es geschafft, das bis anhin mit Anrüchigkeit konnotierte Thema auf eine neue, äusserst sensible Weise filmisch aufzubereiten. Durch Hervorheben von Gegensätzen und ohne jeglichen Voyeurismus entwickelt Ferran das langsame Herantasten zweier von der Liebe bis anhin enttäuschten Menschen; getragen von imposanter Naturkulisse begegnen sich die schüchterne Constance, von anfälliger Gesundheit und unaufdringlicher Schönheit (hervorragend besetzt mit Marina Hands) und der wortkarge, kräftig gebaute Parkin von animalischer Ausstrahlung (Jean-Louis Coulloc’h). Eine Schlüsselszene wie diejenige mit den blumengeschmückten Körpern zu inszenieren, ohne peinliche Gefühle oder gar ein Gähnen hervorzurufen – eine herausragende Leistung in Zeiten erotischer Reizüberflutungen.
Vergessen Sie also die Assoziation mit verstaubten Sittengemälde und Erotikfilmchen der schmuddeligeren Art, und lassen Sie sich von einer subtil inszenierten Begegnung berühren!(IF)
Bonusinfo:
Der Schriftsteller D.H.Lawrence schrieb drei Fassungen von LADY CHATTERLEY. Erst die Dritte betrachtete er als definitiv (publiziert unter dem Namen LADY CHATTERLEY’S LOVER). Lawrences Art und Weise, diese zu schreiben, gilt als Ausnahme in der Literaturgeschichte. Denn bei jedem Manuskript begann er wieder ganz von vorne, ohne auf die früheren Fassungen zurückzugreifen. Alle drei Fassungen sind also eigenständig und doch kohärent. Die Regisseurin Pascale Ferran wählte die zweite Fassung „John Thomas and Lady Jane“ als Vorlage, da sie die dritte Fassung als unverfilmbar betrachtete.
LADY CHATTERLEY wurde 2007 mit fünf Césars ausgezeichnet, u.a. für den besten Film und die beste Hauptdarstellerin.