Kino | Das Leben ist zu lang
Eine bissige Komödie über das Filmemachen: «Das Leben ist zu lang» ist ein Film über einen Regisseur in der Schaffens- und Lebenskrise, der sich plötzlich als Figur eines schlechten Filmes fühlt.
Synopsis: Der jüdische Regisseur und Familienvater Alfi Seliger (Markus Hering) nennt sich selbst den peinlich netten Mann und scheint nichts so richtig auf die Reihe zu kriegen: sein Drehbuch soll als RTL-Serie verkauft werden, seine Kinder hassen ihn, seine Frau will mit einem Anderen (dem Sohn Seligers Produzenten) leben, Seliger hat Anzeichen eines bösartigen Magenkrebses und Wahnvorstellungen, dass ihm niemand die Wahrheit sagt. Von seinem Seelenklempner (Udo Kier) erhält er sogenannte «Wahrheitsglobuli», mit denen er den Menschen die Wahrheit entlockt, welche er bald nicht erträgt: er will sich selbst umbringen. Er wacht auf in einem Lebe, das ihm definitiv zu lang erscheint. Stars: Markus Heringer («Weisse Lilien» 2007) brilliert in der Rolle des paranoid-rebellischen Filmemachers, unterstützt von Komödie-Talenten Udo Kier («Manderlay» 2005) und Veronica Ferres («Die wilden Hühner» 2006). Regie & Crew: Dani Levy («Alles auf Zucker! » 2005) macht mit «Das leben ist zu lang» einen komödiantisch-persönlichen Film übers Filmemachen und das Leben.
art-tv Wertung: Von Beginn an werden die Zuschauer darauf vorbereitet, dass dies keine leichte Hollywoodkomödie sein soll, sondern ein «komplizierter deutscher Film». Dani Levy macht sich alle Ehre mit den ironisch-zynischen Kommentaren aus dem Off, die das Geschehen ins gewollte Licht rücken: als Regisseur in Schaffenskrise zu sein zieht die Lebenskrise gleich mit sich! Mit viel bösartigem Humor rüttelt Dani Levy alias Alfi Seliger an der schönmalerischen Maskerade seiner Umgebung. Doch die Wahrheit zu erfahren bringt den ohnehin an sich zweifelnden Regisseur schliesslich zu Fall: auch der sorgfältig inszenierte Selbstmordversuch kann ihn vor der Blamage nicht retten, denn das Leben ist zu lang! Das Wiederaufwachen ist dann der Punkt, an dem Seliger endgültig an der Realität in ihrer ganzen Hässlichkeit zu zweifeln beginnt und meint, sich in einem schlechten Film zu befinden. Dani Levy spielt hier provokativ mit der Metaebene eines Films im Film – verwirrlich, aber zum Teil ganz amüsant. Geläutert schliesst Seliger zu Ende Frieden mit seinem Schicksl, oder eben seiner Filmrolle, und bringt einige Verbesserungsvorschläge an. Fazit: «Das Leben ist zu lang» ist eine bitterschwarze Komödie über die Erfolgskrise eines Regisseurs, der am Leben ebenso zu zweifeln beginnt.
Isabel Rohr