Kino | Die Vaterlosen
Mit ihrem Debütfilm «Die Vaterlosen» stellt Regisseurin Marie Kreutzer das Konzept Familie auf erfrischende Weise auf den Kopf.
Synopsis: Mit Kyra haben sie nicht gerechnet: Geboren in einer alternativen Wohngemeinschaft, treffen Vito, Niki und Mizzi ihre Halbschwester nach über zwanzig Jahren anlässlich des Todes ihres gemeinsamen Vaters wieder. Als Kyra erfährt, dass ihre Existenz der damals neugeborenen Mizzi bis heute verschwiegen wurde, will sie so schnell wie möglich weg. Doch Niki, der ihr damals besonders nahe stand, schafft es, sie zum Bleiben zu bewegen. Die Tage bis zur Beerdigung verbringen die Geschwister gemeinsam im abgelegenen Haus der einstigen Kommune. Die Rückkehr an den Ort, wo sie ihre Kindheit verbrachten, wird zum Ausgangspunkt einer ambivalenten Reise in die Vergangenheit. Es wird gelacht, gealbert, geschrieen, debattiert, gestritten, und mitunter werden schmerzhafte Erinnerungen wach, und alte Wunden werden wieder freigelegt. Und über allem liegt ein Geheimnis, über das sich die Geschwister aus unterschiedlichen Gründen immer noch in Schweigen hüllen.
art-tv-Wertung: Das Spielfilmdebüt der österreichischen Regisseurin Marie Kreutzer zeichnet sich zunächst durch ein ungewöhnlich grosses Figurenensemble aus. Dessen “erneutes” Familienleben zeigt dem Zuschauer ein authentisches Chaos, welches nicht nur den Schauspielern sondern in erster Linie wohl auch der exzellenten Regieführung zu verdanken ist. Den Ursprung der Familienerzählung bildet die Hippiekommune, die als alternative Lebensform für die sodann im Mittelpunkt des Filmes stehende Nachfolgegeneration auch noch Jahre später allerhand Konsequenzen bedeutet. Dies führt gelungenermassen 105 Minuten lang zum unterhaltsamen und nachdenklich stimmenden Zündstoff ohne Klischees. In die neue Gegenwart der wieder frisch gebackenen Familie mischen sich über Flashbacks Erinnerungen an die vergangene Kindheit. Diese zwei Zeitebenen werden genauso geschickt miteinander verwoben wie die parallel laufenden Handlungsstränge zwischen den verschiedenen Figuren, die immer wieder zu unerwarteten Wendungen führen.
Fazit: «Die Vaterlosen» ist ein wunderbarer Film, abwechselnd Drama und Komödie, nie zu leicht und nie zu schwer.