Ch-Kino l Rajas Reise
Karl Saurer nimmt uns mit, quasi auf dem Rücken des Elefanten Raja, in die Vergangenheit und zurück. Ein sensibler Dokumentarfilm, der 78 Minuten fasziniert
Synopsis: Der Dokumentarfilm RAJAS REISE spürt der abenteuerlichen „Wallfahrt“ des indischen Elefanten Raja nach, der um 1550 von den Wäldern Keralas über Lissabon bis nach Wien geschickt wurde. Heute: Der Gandhi-Aktivist P.V. Rajagopal macht Erkundungen entlang der Wegstrecke, wobei er Überraschendes zutage fördert. Wir erleben die Gefangennahme des kleinen Dickhäuters, seine Schulung, die Arbeit im Wald und die farbenprächtigen Auftritte bei Tempelfesten. Auch wird das Tier, was wir mit Erstaunen feststellen können, oftmals als Statussyymbol europäischer Herrscher eingesetzt. Es ist eine Geschichte von Aneignung und Bemächtigung, die eigentlich bis heute andauert.
Kritik: Die Geschichte einer Entwurzelung schwebte dem bekannten Schwyzer Filmemacher Saurer vor. Akribisch erzählt er sie, die Reise aus der Gegenwart in die Vergangenheit und dann wieder zurück. Auch mit Hilfe von selten gesehenen Zeitdokumenten. Ein indischer Zeitgenosse (Rajagopal) begleitet ihn als Reiseleiter und Fährtensucher, und zusammen fördern sie Unerwartetes zu Tage. Fragen über Exil und Entwurzelung werden aufgeworfen, und man erkennt erstaunliche Parallelen zu heute. Dies alles geschieht weder schulmeisterlich noch plakativ. Die Bilder sind eindrücklich und das Gestern mit Heute wurde gekonnt verwoben. Ein sensibler Dokumentarfilm, der 78 Minuten fasziniert.
Benny Furth