Kino l Sicko
SICKO. Ein Dokumentarfilm über das amerikanische Gesundheitswesen in bekannter Moore-Manier: unterhaltend, provokativ, zynisch. 7 von 10 Filmperlen.
Synopsis: „Wenn Du gesund bleiben willst, wird’ besser nicht krank!“
Nach dem Oscar-preisgekrönten BOWLING FOR COLUMBINE über die Waffen- und Gewaltbesessenheit seiner Landsleute und FAHRENHEIT 9/11 über die Verstrickungen der Bush-Regierung mit Bin Laden nimmt Michael Moore das amerikanische Gesundheitssystem aufs Korn. SICKO ist ein Trip in eine Welt, in der Krankenhäuser nicht zahlungsfähige Patienten auf die Strasse setzen, in der sich Menschen für Arztrechnungen heillos verschulden und profitorientierte Versicherungen lebensrettende Operationen verweigern.
„Wer arm ist, muss früher sterben“
Kritik: „God bless America“, denn er liebe seine Mutter und werde alles tun, damit es ihr gut geht, proklamiert ein republikanischer Kongressabgeordneter. Er hat gut reden, denn er gehört der Klasse Amerikaner an, die über Einfluss und die nötigen Mittel verfügen, um erstklassig medizinisch versorgt zu werden. Für Millionen von Amerikanern steht aber nicht einmal eine zweitklassige d.h. notdürftige medizinische Grundversorgung zur Verfügung.
Michael Moore, Provokateur und bekennender Bush-Gegner, scheut auch in SICKO keine Mühen, um die Doppelmoral der Bush Regierung anzuprangern. Ganz nach altbewährter Moore Methode bewegt er sich übergewichtig von Schauplatz zu Schauplatz, gibt sich betont naiv und scheut sich nicht, mittels Inszenierungen dem Unterhaltungspotential seiner Reportagen kräftig nachzuhelfen. Ein weiteres Markenzeichen von Moore ist die polemische Aufarbeitung von Sachverhalten, wie z.B. der Vergleich der Gesundheitssysteme Europa-USA. Auch wenn seine Methode zum Teil fragwürdig ist, sie rüttelt auf und sorgt immer wieder für weltweites Aufsehen. Es sei ihm verziehen, da sich Moore für die Anliegen der mittel- und wehrlosen Bürger einsetzt und so (hoffentlich) Anstoss liefert, Missstände anzugehen.
Michael Moore, der Robin Hood unter den Filmemachern. Nicht in grünen Strumpfhosen und mit Pfeil und Bogen, sondern in Turnschuhen und mit Kamera und Mikrophon. Auch wenn er mit der Kuba-Inszenierung den Bogen arg überspannt hat.
Nach SICKO bleibt vorerst nur ein Stossgebet – „God bless the patient“.
Isabella Fischer