Filmfestival Locarno 2016 | Der Gotthard der Superlative
- Publiziert am 14. Juli 2016
Es ist die aufwendigste TV-Produktion in der Geschichte des Schweizer Fernsehens, der Spielfilm «Gotthard» von Urs Egger. Das Filmfestival Locarno zeigt das monumentale Werk am 2. August auf der nicht minder imposanten Piazza Grande. Kostenlos!
Fiktionales Grossprojekt
Unter der Regie des Schweizer Regisseurs Urs Egger erzählt «Gotthard», wie im späten 19. Jahrhundert der erste Eisenbahntunnel durch das Gotthardmassiv gebaut wurde. Das fiktionale Grossprojekt der SRG SSR entstand in Zusammenarbeit mit der Schweizer Produktionsfirma Zodiac Pictures und in Koproduktion mit ZDF und ORF. 5,73 Millionen Franken liess sich das Schweizer Fernsehen SRF den zweiteiligen Film kosten, der am 11. und 12. Dezember 2016 auf SRF 1 ausgestrahlt wird. Gesamthaft hat der Film über 10 Millionen gekostet. Damit ist Eggers Film Rekordhalter in der Schweizer Fimszene der letzten Dekade. Bemerkenswert ist, dass der Film sich nicht einfach an historischen Fakten orientiert, sondern eine fiktive Liebesgeschichte einbaut. Ob das nötig und klug gewesen ist, wird sich zeigen. Urs Fitze, Bereichsleiter Fiktion von SRF, begründet den Entscheid wie folgt: «Die Erzählung ist der modernen Sozial- und Mentalitätsgeschichte verpflichtet. Wir erzählen dieses Jahrhundertereignis aus der Sicht von einfachen Leuten.» (Quelle Frame). Der Zweiteiler zeigt unter anderem den Gegensatz zwischen Arbeitern und millionenschweren Investoren aus ganz Europa. Während die einen den Tunnel unter menschenunwürdigen Bedingungen errichteten und manche dabei ihr Leben verloren, erwarben die anderen ein immenses Vermögen mit dem Projekt.
Miriam Stein
In den Hauptrollen von «Gotthard» sind Miriam Stein, Maxim Mehmet und Pasquale Aleardi zu sehen. Stein, Tochter des Schweizer Fernsehmoderators Dieter Moor und der österreichischen Theaterregisseurin Marie-Louise Stein, wurde dem breiten Publikum als Hauptdarstellerin im romantischen Drama «Goethe!» (2010) an der Seite von Titelheld Alexander Fehling und Moritz Bleibtreu bekannt, das in Deutschland über 600.000 Kinozuschauer erreichte. Der Part der Lotte Buff brachte ihr 2011 den New Faces Award als beste Nachwuchsschauspielerin ein. Der Schweizer Pasquale Aleardi stellte sein Comedy-Talent in der Anke Engelke-Serie «Frauengeschichten» unter Beweis. Maxim Mehmet gehört seit 2008 als Kriminaltechniker Wolfgang Menzel zum Ermittlerteam der Leipziger Tatort-Folgen.
Zum Film
Frühjahr 1873. Menschen aus aller Herren Länder strömen in den kleinen Ort Göschenen im Kanton Uri, um auf der grössten und spektakulärsten Baustelle der Neuzeit zu arbeiten: dem Tunnel durch den Sankt Gotthard. Entlang des Schicksals von drei jungen Menschen im elektrisierenden Aufbruchsfieber der Gründerzeit erzählt «Gotthard» die Geschichte des gigantischen Bauwerks, das wie kein anderes Ereignis die jungen Nationalstaaten Europas enger zusammenrücken lässt.