Bird’s Nest – Herzog & de Meuron in China
China ist ein Land der Kontroversen, das sich darüber hinaus rasend schnell verändert. Der Zuschauer kriegt während knapp 90 Minuten eine geballte Ladung an spannenden und nicht alltäglichen Informationen zu sehen.
Synopsis: China ist ein Land der Kontroversen, das sich darüber hinaus rasend schnell verändert. In den vergangenen zwölf Monaten wurde im Reich der Mitte mehr gebaut als in ganz Europa im Verlauf der letzten Jahre. Für die Neubauten – die mitunter auch ‚als Brücke zum Westen’ fungieren sollten – werden laufend international renommierte Architekten angefragt. So auch die Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron. Sie wurden für das ‚National Stadium’, dem Pekinger Olympiastadium und Blickfang à la Vogelnest, nach China geholt. Parallel dazu verfolgen die beiden Architekten ein Projekt, das den Bau eines gesamten Stadtteils für rund 300’000 Menschen beinhaltet. Eine Aufgabe, die nicht zu unterschätzen ist, muss sich diese doch nach den alltäglichen Bedürfnissen der chinesischen Bevölkerung richten. Der Dokumentarfilm der Herren Schaub und Schindhelms beobachtet scharf, wie Chinas Kultur das Schaffen des Architekten-Duos prägt.
Kritik: An Aktualität ist der Film kaum zu überbieten. Zudem geben sich immer wieder eindrückliche Fakten die Klinke in die Hand. Der Zuschauer kriegt während knapp 90 Minuten eine geballte Ladung an spannenden und nicht alltäglichen Informationen zu sehen. Das gefilmte Bauen zwischen den zwei ach wie verschiedenen Kulturen bringt aber auch schonungslos Kurioses hervor. Das erstaunt jedoch nicht, gilt das Drachenland für das Gros der restlichen Welt als unverständliches Reich, das insbesondere durch sein beispielloses Wirtschaftswachstum von sich Reden macht – und die ethischen Grundregeln förmlich mit Füssen trampelt. Bird’s Nest ist durchaus gelungen. Und der Transformation Chinas quasi vor Ort respektive bequem vom Kinosessel aus beizuwohnen, ist durchaus erlebnisreich. Ausserdem macht die Dokumentation deutlich, wie fest sich China durch die wohl umstrittensten Olympia-Spielen seit Moskau 1980 in den Mittelpunkt des Weltwirtschaftsradars gestellt hat. Dies könnte sich als Bumerang erweisen – und diese Tatsache verspricht gar noch mehr Spannung.
Cyril Schicker