Kino | Non Pensarci
Unterhaltsame, streckenweise ironisch-witzige italienische Familien-Tragikomödie. Leider nicht mit durchgehend überzeugendem Tiefgang.
Synopsis: Die Lebensbilanz des alternden Rockmusikers Stefano (Mastandrea, “Il Caimano”) ist mehr als ernüchternd. Sein Gesicht ziert schon längst nicht mehr die Titelseiten aktueller Musikmagazine, in seiner Band ist er von wilden 20-jährigen umgeben und Rom, die Stadt in der er lebt, ist auch nicht mehr das was sie war. Wie er nach einem Konzert noch seine Freundin mit dem Drummer einer anderen Band erwischt, packt Stefano kurzerhand seine Sachen und beschliesst seine Familie, die er schon lange nicht mehr gesehen hat, in der Provinz von Rimini zu besuchen.
Dort erwartet ihn aber ein weiteres Chaos: Sein Bruder Alberto (Battiston) steht vor der Scheidung und hat nebenbei die Fabrik des Vaters in den Ruin getrieben und seine geliebte Schwester (Caprioli) entpuppt sich als angebliche Lesbe. Der Vater (Celio) spielt nach einem Herzinfarkt nur noch Golf und die Mutter (Burinato) hat ein Geheimnis, das sie langsam zu zerstören droht. Und wie verhält sich Stefano? Zuerst was alle machen, egal was passiert, nicht daran denken – „non pensarci“. Doch dann fühlt er sich plötzlich gefordert…
Kritik: Die gekonnt lakonisch von Regisseur Zanasi (“Fuori di me”) erzählte, recht vordergründige Vater-Sohn-Geschichte, handelt im wesentlichen von gescheiterten Träumen und Lebenslügen. Sie stellt die “typischen” Klischees in Frage, die wir von Italien und seinen Bewohnern/innen haben, um sie schlussendlich doch noch zu bestätigen. Sämtliche Darsteller mimen ihre Rollen absolut glaubwürdig und realistisch. “Non pensarci” ist eine Tragikomödie der besseren Art, auch wenn vorwiegend die Komik triumphiert, während der Tiefgang streckenweise leider etwas zu kurz kommt. Diverse, am Anfang ernsthaft angefasste Themen (bedingungslose Liebe zu einer Prostituierten, eine vermutlich lesbische Schwester, ein Vater, der nicht der Vater ist) “verschwinden” kurzerhand und ohne Begründung im Laufe der erzählten Story oder bleiben ohne Erklärung. Dennoch, der Film ist eine unterhaltsame, ironisch-witzige, “typisch” italienische Familiengeschichte.
Benny Furth