Kino | Pranzo di ferragosto
Mit «Pranzo di ferragosto» gewann der Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler Gianni Di Gregorio in Venedig 2008 den „Luigi de Laurentiis“ Preis für den besten Debütfilm – zu Recht.
Synopsis: Der Film erzählt die tragikomische Geschichte von Gianni, einem in die Jahre gekommenen Mann, der noch immer mit seiner verwitweten Mutter – einer verarmten Aristokratin – gemeinsam in einem alten Haus in Rom lebt. Seine Tage verbringt er zwischen dem Haushalt und gewohnheitsmässigen Abstechern in die nahe gelegene Bar. Im Sommer macht ihm Luigi, sein Hausverwalter, einen Vorschlag: Er erlässt ihm sämtliche Schulden, wenn Gianni sich während der Ferragosto-Feiertage im Gegenzug um Luigis alte Mutter kümmert, damit er in die Ferien fahren kann. Diese kommt aber nicht alleine…
Kritik: Warm, sonnig und sehr ruhig geht es zu. Genüsslich kann man aus der Sicht eines erwachsenen Sohnes die Welt der alten Leute – mit ihrem innerlichen Reichtum, ihrer Vitalität und Stärke – kennen lernen. Aber auch die Einsamkeit und Zerbrechlichkeit, mit denen alte Menschen ihr Leben in unserer hektischen Gesellschaft zu meistern versuchen. Einfühlsam zeigt der Film auch, dass der Intensität gewisser Gefühle im Alter ein höherer Stellenwert eingeräumt wird. Umso bemerkenswerter, dass der Film nicht ins Sentimentale rutscht.
Als Regisseur und Schauspieler in der Rolle des Gianni, vermag Di Gregorio, der als Einzelkind jahrelang selbst mit seiner verwitweten Mutter lebte, dem Film ein starkes autobiographisches Gewicht zu verleihen.
Dabei treten die Inszenierung sowie eine ausgeklügelte Dramaturgie des Drehbuchs zugunsten der filmischen Dokumentation eines Alltags älterer Menschen zurück. Wie der Film haben diese ihren ganz eigenen Rhythmus – langsam aber strukturiert. Entsprechend hat der Regisseur seinen Spielfilm auch nicht mit professionellen Schauspielern besetzt, sondern mit vier Damen, die überhaupt keine Erfahrung mit der Schauspielerei hatten und deshalb auch ganz spontan und natürlich agieren. Dadurch werden ihre, beinahe unverfälschten, ganz individuellen Persönlichkeiten und Charakterzüge sichtbar. Sie geniessen das Leben und Gianni tut sein Bestes, um die Damen zufrieden zu stellen und ihnen ein gemütliches Zuhause zu bieten. Dies stellt sich in Anbetracht der schrulligen charakterstarken Persönlichkeiten als gar nicht so einfach heraus. Der Zuschauer kann sich auf eine gute Stunde italienische „Sommerpause“ freuen.
Isabel Bures