Kino | I Love You Phillip Morris
Eine schrille Romanze hinter Gefängnisgittern: Jim Carrey und Ewan McGregor zeigen, welchen Preis wahre Liebe und der Zwang nach grenzenloser Freiheit hat.
Synopsis: Steven Russel (Jim Carrey), Vorzeigeehemann und emsiger Kirchengänger, bekennt sich nach einem Autounfall zu seiner Homosexualität. Fortan geniesst er ein überschwängliches Leben in Luxus. Fehlt ihm einmal das nötige Kleingeld, hält er sich stets eine hochstaplerische Idee bereit, um sich seinen kostspieligen Lebensstil zu finanzieren. Irgendwann wird ihm das zum Verhängnis und er landet im Gefängnis, wo er den schüchternen Insassen Phillip Morris (Ewan McGregor) kennenlernt und sich unsterblich in ihn verliebt. Als Morris in eine andere Haftanstalt verlegt wird, unternimmt Russel alles, um wieder mit seiner grossen Liebe vereint zu sein. Stars: Als kühner Verbrecher bezirzt Jim Carrey («Yes Man», 2008) mit urkomischer Feinmimik seinen Kollegen Ewan McGregor («The Ghost Writer», 2010). Letzterer zeigt sich von seiner zarten Seite. Regie & Crew: Bis vor kurzem schrieben Glenn Ficarra und John Requa Drehbücher zu Filmen wie «Cats & Dogs»(2001) oder «Bad Santa» (2003). Mit Luc Bessons produziertem Film «I Love You Phillip Morris» feiern sie ihr Regiedebüt.
art-tv-Wertung: Keiner schneidet Grimassen so perfekt und macht bei halsbrecherischen Selbstunfällen zwecks Versicherungsbetrugs so eine gute Figur wie Jim Carrey. Die komische Kreativität die er mit seinen typischen Comedy-Stunts an den Tag legt, ist unübertrefflich. Dennoch hat er mit dem homosexuellen Steven Russel eine heikle Aufgabe übernommen. Darunter leidet auch die Chemie zwischen den beiden Protagonisten McGregor und Carrey. Die Beziehung um das inhaftierte Sensibelchen und den draufgängerischen Betrüger erreicht nie die Tiefe, die man sich von einer ergreifenden Liebesgeschichte wünscht. Stattdessen wirkt sie verfälscht und während den romantischen Knast-Begegnungen überaus kitschig. Rührt das vielleicht daher, dass in letzter Zeit homosexuelle Parts vor allem mit Hetero-Schauspielern besetzt werden? Vor übertriebenen Klischees über Homosexualität wird jedenfalls schon gar nicht Halt gemacht. Am Schluss verbleibt man ein wenig ratlos bezüglich des Schwerpunkts dieses Films. Pendelt die Geschichte eher in Richtung einer dramatisch emotionalen Liebesgeschichte à la «Brokeback Mountain», einer irrsinnigen Farce über das kostspielige Schwulenleben oder etwa einer wahren Hochstaplergeschichte wie sie in «Catch Me If You Can» wiedergegeben wird? Es schwingt wohl von allen Kategorien ein wenig mit. Fazit: Eine kunterbunte und ungewöhnliche Verfilmung einer realen Geschichte, die irgendwo zwischen Drama und abgestandenem Homo-Klamauk steht.
Martina Felber