Kino | Honeymoons
Zwei junge Liebespaare wollen weg vom Balkan und machen sich auf den schicksalhaften Weg nach Westeuropa.
Synopsis: Im albanischen Hinterland gibt es für Nik (Jozef Shiroka) und Maylinda (Mirela Naska) keine gemeinsame Zukunft, weil Melinda mit Niks Bruder Ilir verlobt war. Obwohl dieser seit 3 Jahren verschollen ist und wahrscheinlich auf der Überfahrt nach Italien ums Leben kam, muss Maylinda weiter auf ihn warten. Als sich nach dem Besuch einer Hochzeit in Tirana die Gelegenheit bietet, brechen die beiden nach Italien auf. In Serbien sehen der Cellist Marko (Nebojsa Milonanovic) und seine junge Frau Vera (Jelena Trkulja) ebenfalls keine Zukunft. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg via Ungarn in den Westen. Stars: Die mitwirkenden Darsteller spielen sehr solide, auch wenn einige stark überzeichnete Rollen wie etwa Veras Vater (Petar Bozovic) im positiven Sinne an Volkstheater erinnern. Regie: Der serbische Regisseur Goran Paskaljevic studierte an der Kunstakademie in Prag und arbeitete im ehemaligen Jugoslawien und Westeuropa. Sein bekanntester Film ist «Bure baruta» (Das Pulverfass) von 1998 über die Auflösung Jugoslawiens.
art-tv-Wertung: «Honeymoons» ist ein ebenso cleverer wie atmosphärischer Film. Die parallel konstruierten aber nicht zusammenlaufenden Geschichten der beiden jungen Paare heben die Geschichte auf eine Ebene über dem Einzelschicksal. Der Film nimmt sich dabei viel Zeit, die Hintergründe für die Flucht der jungen Paare zu erklären. In beiden Fällen spielt eine grosse Hochzeit eine Schlüsselrolle, an der Familienstreitigkeiten und gesellschaftliche Konflikte aufbrechen. Die Tatsache, dass einige der Figuren stark überzeichnet sind, erzeugt dabei einen stimmig komischen Effekt. Ausserdem arbeitet Regisseur Paskaljevic oft mit langen Nahaufnahmen der Gesichter seiner Darsteller, was den theaterhaften Charakter des Films noch unterstreicht und die Figuren überlebensgross erscheinen lässt. Fazit: Diese erste serbisch-albanische Koproduktion überhaupt findet die perfekte Mischung aus Drama und Komik, um die schicksalhafte Ausreise zweier junger Paare nicht nur zu illustrieren sondern auf eine höhere Ebene zu führen.
Philipp Eberhard