Kino Xenix Hommage | Lucrecia Martel
- Publiziert am 23. September 2012
Das Werk der 1966 im Nordosten Argentiniens geborenen Filmemacherin Lucrecia Martel ist noch relativ klein. Doch ihre Filme laden zu sinnlich-existenziellen Entdeckungsreisen ein. Das Kino Xenix widmet dem argentinischen Regietalent eine Hommage.
LA MUJER SIN CABEZA als Premiere
Verónica, eine Zahnärztin, ist mit ihrem Wagen auf dem Weg nach Hause, als sie gedankenverloren einen Unfall verursacht: Ein dumpfer Schlag. Sie bremst. Sie hat etwas überfahren. Doch war es «nur» ein Hund, wie ihr Blick zurück zu bestätigen scheint? Oder viel eher, wie es die vermeintlichen kindlichen Handabdrücke auf der Fensterscheibe anzudeuten scheinen, eines der Strassenkinder, die da gerade noch im Abwasserkanal gespielt haben? Betäubt bleibt die elegante Verónica einen Moment unbeweglich im Auto sitzen, bevor sie ohne auszusteigen oder die Polizei zu benachrichtigen nach Hause fährt. Körperlich fehlt ihr nichts, als sie ihrem Ehemann vom Vorfall berichtet, aber der Verdacht, sie könnte ein Kind überfahren haben, verfolgt sie ebenso wie der beunruhigende Gedanke, sie könnte zur Rechenschaft gezogen werden.
Stimmen
Lucrecia Martel stellt in LA MUJER SIN CABEZA stärker als in ihren beiden anderen Filmen ihre Hauptfigur in den Mittelpunkt des Geschehens. Sie beleuchtet, wie diese durch das Ereignis des Unfalls aus der gewohnten Bahn geworfen wird und wie die geahnte Schuld, die sie zu verdrängen sucht, sich in ihr und in ihrem gehobenen Umfeld ausbreitet.
«Genau das ist es, was LA MUJER SIN CABEZA zu einem grossartigen Film macht: die präzise Artikulation des Unpräzisen, der Verwirrung, des Chaos, eines aus dem Takt geratenen Lebens.» Lukas Foerster